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Geb.: 3.10.1900 in Asheville, North Carolina
Gest.: 15.11.1938 in Baltimore, Maryland
Thomas Wolfe 1937, fotografiert von Carl van Vechten

Thomas Wolfe

Thomas Wolfe wird am 3. Oktober 1900 in Asheville, North Carolina (USA) geboren und stirbt am 15. September 1938 in Baltimore, Maryland. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Autoren der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Wolfe reist während seines kurzen Lebens mehrfach nach Deutschland. Er schreibt unter anderem über München, Bayern und das Oktoberfest und verarbeitet die Veränderungen in Deutschland in den 1930er Jahren in seinem Schreiben.

Werdegang

Thomas Clayton Wolfe wird am 3. Oktober 1900 in Asheville, North Carolina, als letztes von acht Kindern geboren. Dem aus einfachen Verhältnissen stammenden hochbegabten Jungen gelingt der Sprung nach Harvard, wo er Literatur studiert. Nach einem ersten Studium an der University of North Carolina at Chapel Hill, arbeitet er zwischenzeitlich als Schauspieler, studiert aber ab 1920 wieder in Harvard. Von 1924 bis 1929 lehrt er als Dozent für amerikanische Literatur in New York. Obwohl er als Dramaturg keinen Durchbruch erlangt, schreibt er weiter und widmet sich schließlich vollkommen seiner Tätigkeit als Autor. Sein erklärtes Ziel: alljährlich eine Millionen Wörter zu schreiben. Bereits mit seinem Erstlingswerk Look Homeward, Angel. Story of a Buried Life (1929) gelangt er zu internationalem Ruhm. 1932 erscheint das Werk unter dem Titel Schau heimwärts, Engel auf Deutsch und wird in Deutschland teilweise noch enthusiastischer gefeiert als in seinem Heimatland. Auch seine weiteren Werke werden früh und zu seinen Lebzeiten bis auf wenige Ausnahmen ins Deutsche übersetzt und in intellektuellen Kreisen fast durchweg positiv rezipiert. In seiner Heimatstadt hingegen sind die Menschen wütend und empört. Thomas Wolfe wird Ashville acht Jahre lang nicht mehr besuchen. 

Thomas Wolfe bleibt unverheiratet und kinderlos. Mit der neunzehn Jahre älteren, verheirateten New Yorker Kostüm- und Bühnenbildnerin Aline Bernstein, der sein Erstlingsroman auch gewidmet ist, geht er von 1925-1930 eine Beziehung ein; sie ist seine Geliebte, Muse und Mäzenin.

Am 15. September 1938, im Alter von 37 Jahren, stirbt er in Baltimore, Maryland, an Gehirntuberkulose.

Wichtigste Werke

Thomas Wolfes erster Roman Look Homeward, Angel. A Story of the Buried Life (dt. Schau Heimwärts, Engel. Eine Geschichte vom begrabenen Leben) erscheint 1929, in Deutschland 1932 im Rowohlt Verlag. Eine Sammlung von Kurgeschichten From Death to Morning (dt. Vom Tod zum Morgen. Erzählungen (1937)) erscheint 1935. Noch zu Lebzeiten des Autors werden außerdem die beiden für sein Deutschlandbild so aussagekräftigen Erzählungen Dark in the Forest, Strange as Time (1934) und Oktoberfest (1937) jeweils im Scribner’s Magazine publiziert sowie der Roman Of Time and the River (1935) und The Story of a Novel (1936). Posthum werden zahlreiche weitere Texte veröffentlicht. Darunter Mannerhouse. A Play in a Prologue and Three Acts (1948), sowie The Web and the Rock (1939), You can’t go home again (1940) und schließlich The Party at Jack’s (1995).

Stil/Rezeption

„Dieses Zeugnis eines verzehrenden Lebenshungers mit seinen unvergesslichen Charakteren ist ein stilistisches Brillantfeuerwerk. […] Es ist ein Stil ohne Scheu vor großen Worten und Gefühlen, der die ernüchterten zwanziger Jahre herausforderte und faszinierte, ebenso weltverfallen wie weltverloren“, schreibt Werner von Koppenfels über Thomas Wolfes Erstlingswerk Schau heimwärts, Engel, anlässlich dessen Neuübersetzung ins Deutsche von Irma Wehrli, 2009 in der FAZ.  

„Ein selbstgewisses, eigensinniges Riesenwerk, dessen Zärtlichkeit und unerschöpfliche Energie nahezu alles hinter sich lässt, was derzeit an Literatur erscheint“, begeistert sich Jochen Jung im Tagesspiegel.  

Sinclair Lewis, der 1930 als erster Amerikaner den Nobelpreis für Literatur erhielt, machte in seiner Nobelpreisrede auf Thomas Wolfe aufmerksam. „There is Thomas Wolfe, a child of, I believe, thirty or younger, whose one and only novel, Look Homeward, Angel, is worthy to be compared with the best in our literary production, a Gargantuan creature with great gusto of life“. Er nannte ihn in einem Zug mit Ernest Hemingway und William Faulkner. Diese damals jungen Autoren bedeuteten für Lewis schon damals eine revolutionäre Veränderung der amerikanischen Literatur.

Für William Faulkner ist Thomas Wolfe der „überragende Autor seiner Generation“.

„Auch deshalb sind Wolfes Texte ein unschätzbar wertvolles Wahrnehmungsarchiv: Sie führen vor, wie ein Faszinierter die fatale Verknüpfung von Physiognomie und Landschaft, Völkerpsychologie und Waldesmystik durchtrennt - und die Doppelgesichtigkeit der politischen Barbarei begreift.“ Mit diesen Worten hebt Jutta Person 2020 in der SZ die Relevanz von Thomas Wolfes Texten, im Besonderen Eine Deutschlandreise, hervor.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Andrea Heuser und Amalia Rohrer

Sekundärliteratur:

Thomas Austenfeld: Thomas Wolfe and Katherine Anne Porter in Germany: The Ethical Dimensions of Fiction. In: Thomas Wolfe Review 23:1 (1999), S.11-19.  

Neal F. Austin: A Biography of Thomas Wolfe, Austin: Roger Beacham 1968.

John E. Bassett: Thomas Wolfe. An Annotated Critical Bibliograhy. Landham: Scarecrow 1996. 

Horst Maria Launinger: Thomas Wolfes Wiesn-Leidenschaft (Nachwort). In: Thomas Wolfe, Oktoberfest (deutsch/englisch), hrsg. von Horst Maria Launinger, übersetzt von Irma Wehrli, Zürich/München: Manesse 2010, S. 41-59.  

Oliver Lubrich: Kontrastaufnahmen. Berlin in den Berichten ausländischer Reisender 1933-1945. In: "Weltfabrik Berlin". Eine Metropole als Sujet der Literatur, hrsg. von Matthias Harder und Almut Hille, Würzburg: Königshausen & Neumann 2006, S. 145-164.

Ders.: Gespielte Naivität? Thomas Wolfes Abreise aus dem olympischen Berlin 1936. In: Colloquium Helveticum 43/2012, S. 161-187. 

Joanne Marshall Mauldin: Thomas Wolfe. When do the atrocities begin? Knoxville: University of Tennessee Press 2007. 

 


Externe Links:

Webseite der Thomas Wolfe Society 

Literatur von Thomas Wolfe im BVB 

Thomas Wolfe in der Wikipedia