Info
Geb.: 20.10.1948 in Betzigau
Gest.: 31.7.2018 in Betzigau
© Dr. Leopold Hahn
Titel: Dr. phil.
Namensvarianten: Peter Zwey (Künstlername), verh. Wilhelm Hindemith; Bene von Betzigau (Pseud.)
Wirkungsorte:
Lauingen
Marktoberdorf

Wilhelm Heiligensetzer

Wilhelm Heiligensetzer wächst mit drei Geschwistern in Betzigau bei Kempten (Allgäu) auf, wo die Eltern eine Gaststätte betreiben. Auf seine Grundschulzeit folgen vier Jahre Internat in Bad Wurzach, der Besuch der Gymnasien Marktoberdorf und Lauingen und schließlich die Abiturprüfung in Berlin. Dort sowie zwischenzeitlich in Bonn und Köln studiert er Literaturwissenschaft und Philosophie. 1984 wird er nach einigen Jahren als Lehrstuhl-Assistent an der FU Berlin zum Dr. phil. promoviert. Seine Dissertationsschrift trägt den Titel Die Tragödie des Nörglers: Studien zu Karl Kraus' moderner Tragödie Die letzten Tage der Menschheit.

Seine erste Ehe, aus der ein Sohn hervorgeht, ist nur von kurzer Dauer. Der späteren Beziehung mit Gertrud Hahn entstammt sein Sohn Leopold (geb. 1978). 1982 heiratet Wilhelm Heiligensetzer Bettina Hindemith, eine Tochter des Schriftstellers Stephan Hermlin. Seinen in Norddeutschland ungewöhnlichen Familiennamen Heiligensetzer legt er zugunsten des Namens seiner Frau ab und nennt sich fortan Wilhelm Hindemith. Aus dieser später geschiedenen Ehe stammt seine Tochter Stella.

1982 sendet der SFB Wilhelm Hindemiths erstes Hörspiel Ein Berliner Stimmenberg, das den Tod des Berliner Hausbesetzers Klaus-Jürgen Rattay thematisiert. Von 1984 bis 1988 ist der Literatur­wissen­schaftler Programmredakteur für Radio RTL in Luxemburg mit Helmut Thoma als Senderchef und Harald Schmidt als Gagschreiber. Anschließend ist er bis Mitte der 1990er-Jahre als Redakteur und Moderator beim Privatsender Radio 7 in Ulm beschäftigt. Fünf Jahre lang hat er als Bene von Betzigau einen festen Sendeplatz beim Südwestfunk. Unter dem Titel Donaufisch betreibt er einen kritischen Blog im Netz und an der PH Weingarten unterrichtet er als Lehrbeauftragter angehende Deutschlehrer.

Daneben will er mit seinem Bruder Alfons, der Bildhauerei studiert hat, hintersinniges und künstlerisch anspruchsvolles Mundart-Kabarett auf die Bühne bringen. Neben Karl Kraus und Karl Valentin ist es vor allem Gerhard Polt, der den politisch engagierten Brüdern als Vorbild dient. Da sich ihre erste Bühnenpartnerin, die Schauspielerin und Fotografin Ulrike Herz, mit der Festlegung auf die Allgäuer Mundart nicht anfreunden kann, endet die Zusammenarbeit des 1986 gegründeten Trios Die Wullenen bereits nach drei gemeinsamen Auftritten. Ab 1987 machen sich Alf Setzer und Peter Zwey, wie sich die beiden Brüder nun nennen, als Die Wiesenbügler einen Namen im Bereich der Kleinkunst. In szenischen Lesungen interpretieren sie Die letzten Tage der Menschheit von Karl Kraus und entwickeln ihr eigenes Allgäu-Programm. Schon am 16. Dezember 1987 werden sie in Passau mit dem renommierten Scharfrichterpreis ausgezeichnet.

Die Wiesenbügler (1987-1993): Alf Setzer (rechts), Peter Zwey (links). Foto: Marcellus Kaiser © Alf Setzer

In den folgenden fünf Jahren treten Die Wiesenbügler im ganzen schwäbisch-bayerischen Raum auf, spielen im Fraunhofer-Theater und sind zu Aufnahmen beim Bayerischen Rundfunk eingeladen. In den 1990er-Jahren veranstaltet ihr Schwager, der Bildhauer Franz Probst, in Betzigau das Kabarettfestival „Der röhrende Hirsch“, bei dem sie neben Andreas Giebel, den Wellküren, Sigi Zimmerschied und anderen Künstlern auftreten. 1993 erhalten Die Wiesenbügler den Bodenseepreis. Danach endet die Zusammenarbeit wegen unterschiedlicher Vorstellungen der beiden Brüder über die künftige künstlerische Ausrichtung.

Das 1994 von Peter Zwey herausgegebene Buch Do muasch langsam lache enthält Szenen aus dem Wiesenbügler-Kabarett und einige von Benes Rundfunk-Monologen. In seinen Büchern Live aus dem Bauloch: Ulm wie's isch – halt. Skizzen, Glossen, Satiren (2003) und Subjektive Ulm-Blicke (2007) blickt er auf seine Zeit in der Donau-Stadt zurück. Peter Zwey bleibt dem Kabarett treu; 1995 und 1996 tritt er zusammen mit Monika Schubert und Walter Sirch als Die Hoi-Wender auf, nach dem Weg­gang von Monika Schubert bilden Peter Zwey und Walter Sirch das Duo Die Wiesen­bügler.

2015 kehrt Peter Zwey nach der Trennung von seiner Ehefrau Ingrid Köhler (Heirat 1999) und von Existenzsorgen geplagt an seinen Heimatort Betzigau zurück. Er verdient seinen Lebensunterhalt seit Mitte der 1990er-Jahre als freier Journalist, u.a. für die Schwäbische Zeitung, als Ghostwriter und Rhetorik-Coach und gibt Deutschkurse für Flüchtlinge. An der Volkshochschule Oberallgäu bietet er Kurse zu autobiographischem Schreiben und zu Friedrich Schiller an. Für 2019 plant er mit seinem Bruder Alf noch einen gemeinsamen Auftritt zu Ehren des Allgäuer Dichters Korbinian. Dazu kommt es nicht mehr, weil Wilhelm Heiligensetzer alias Wilhelm Hindemith alias Peter Zwey am 31. Juli 2018 im Alter von nur 69 Jahren stirbt.

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

Sowinski, Bernhard (1997): Lexikon deutschsprachiger Mundartautoren. Olms, Hildesheim, S. 692.

Rothermel, Eberhard (1995): Ein Allgäuer auf Ätherwellen. Umgang mit Bene und anderen Sketch-Autoren. In: Zwey, Peter: Do muasch langsam lache, S. 223-226.

Schaaf, Karlheinz (1995): Der Bene von Betzigau. Anmerkungen zu den Solosketchen auf einer Vorbühne. In: Zwey, Peter: Do muasch langsam lache, S. 227-231.

Quellen:

Wilhelm Hindemith: Ein Berliner Stimmenberg. Hörspiel beim Sender Freies Berlin (1981). (zum Tod des Hausbesetzers Klaus-Jürgen Rattay)

Ders.: Die Tragödie des Nörglers: Studien zu Karl Kraus' moderner Tragödie: Die letzten Tage der Menschheit. Lang, Frankfurt a.M. u.a. 1985.

Peter Zwey: Do muasch langsam lache. Mit Szenen aus dem Wiesenbügler-Kabarett und Benes Rundfunk-Monologen. Südverlag, Konstanz 1994.

Ders.: Live aus dem Bauloch: Ulm wie's isch – halt. Skizzen, Glossen, Satiren. KSM-Verlag, Ulm 2003.

Ders.: Subjektive Ulm-Blicke. Eigenverlag 2007.

Peter Zwey; Antje Blüm et al.: Einsteins Besuch und 6 andere Geschichten. Hess Verlag, Bad Schussenried 2013. 

Peter Zwey; Hartmut Riederer: Die Donau-Flussgeschichten. Wandkalender 2014. Hess Verlag, Bad Schussenried 2014.


Externe Links:

Literatur von Wilhelm Heiligensetzer im BVB

Eintrag bei Autorinnen und Autoren in Baden-Württemberg

Mundartglossen Bene von Betzigau (YouTube-Video)

Ein Berliner Stimmenberg (ARD-Hörspieldatenbank)

Harald Schmidt: Er hatte noch etwas vor (FAZ-Artikel von Wilhelm Hindemith)