Info
Geb.: 13. 7.1901 in Bad Oberdorf
Gest.: 8. 2.1984 in Bad Hindelang
© privat, Susanne Sailer
Wirkungsorte:
Hinterstein

Willi Wechs

Willi Wechs wächst in Bad Oberdorf, einem heutigen Ortsteil der Gemeinde Bad Bad Hindelang, in einfachen Verhältnissen auf. Er ist das jüngste von acht Kindern. Die Eltern Johann und Maria Wechs betreiben eine kleine Landwirtschaft und eine Metzgerei mit Verkaufsladen. Mit 13 Jahren kommt er aus der Schule. Seinen Wunsch, eine Lehre zu machen oder eine höhere Schule zu besuchen, können ihm seine Eltern aus finanziellen Gründen nicht erfüllen. Er arbeitet zunächst als Hirtenbub auf einer Alp, später als Rossknecht, Treiber bei Jagdgesellschaften, als Nagelschmied und Holzarbeiter. Berühmt machen ihn seine bergsteigerischen Fähigkeiten. 1923 legt er die Prüfung zum Bergführer ab und absolviert rund 2.000 Gipfelführungen unfallfrei vom Watzmann bis zu den Westalpen. Willi Wechs erkennt früh die Wichtigkeit eines alpinen Rettungswesens, ist 1924 an der Gründung der Bergwacht beteiligt und wirkt bei unzähligen Bergungen mit. Ihm gelingen 20 Erstbegehungen in den Allgäuer Alpen, darunter die erste Winterbegehung der Trettach-Ostwand 1939 zusammen mit Martin Feil. Mit seinen Bergfilmen (Super 8 in Schwarzweiß) geht er auf Vortragsreisen und lernt dabei seine erste Frau, die Tochter einer Hamburger Kaufmannsfamilie, kennen. Aus der Ehe, die später geschieden wird, geht ein Sohn hervor.

Von 1934 bis 1939 ist er Hüttenwirt auf dem Prinz-Luitpold-Haus am Hochvogel. Während seiner Zeit als Heeresbergführer der Wehrmacht (er ist bei den Gebirgsjägern Mittenwald und hat den Rang eines Hauptmanns) gerät er in eine Lawine und trägt Verletzungen der Wirbelsäule davon. 1945 heiratet er die 20 Jahre jüngere Irmgard Seitz, die Sekretärin und Tochter seines Vorgesetzten. Das Paar bekommt 1947 einen Sohn und 1949 eine Tochter und lebt zunächst in Kreuzpullach südlich von München. Willi Wechs zieht es aber wieder ins Allgäu zurück, wo er und seine Frau zunächst das Kur- und Sporthotel Wechs in Hindelang und nach dessen Verkauf die Hochvogelstuben in Hinterstein betreiben. Willi Wechs widmet sich mit großer Leidenschaft verschiedenen Erfindungen, deren Entwicklung bis zur Patentreife kostspielig ist. Erfolg hat er mit seinem Langlauf- und Wanderski, für den er 1964 eine Bronze-Medaille auf der Brüsseler Erfindermesse erhält. In den 1970er-Jahren muss aus medizinischen Gründen sein rechter Unterschenkel amputiert werden, was in vielen Beiträgen über Willi Wechs fälschlicherweise dem Lawinenunglück während der Kriegszeit zugeschrieben wird.

In den 1950er-Jahren beginnt Willi Wechs zu schreiben und veröffentlicht – mit Unterstützung seiner Frau, die seine Textentwürfe redigiert und abtippt – zehn Bücher, vor allem alpine Sachbücher und biographische Literatur: Mein Leben am Berg (1953), Bergwandern – aber wie? (1963), Mit PS und Wanderstab durch die Alpen (1964), Bergbubenjahre, wolkig bis heiter (1966), Kampf und Glück am Berg (1968), Dritthalbhundert grobg'nähte Volksweisheiten aus dem obersten Allgäu von Noah bis dato (1975) und das zweibändige Werk Ein Leben am Berg (1977). 1980 erscheint schließlich im Verlag für Heimatpflege Kempten das Buch Unser Oberallgäuer Sprachschatz: 800 Wortbegriffe, Geschichten und Anekdoten aus dem obersten Allgäu, das auf Willi Wechs' Aufzeichnungen beruht.

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

https://www.marktbadhindelang.de/unsere-gemeinde/geschichte-und-tradition/persoenlichkeiten

Auffermann, Uli (2021): Einer der fähigsten Winterkletterer. Zum 120. Geburtstag des bekannten Bergführers Willi Wechs aus Bad Hindelang. In: Das schöne Allgäu 6, S. 29-33.


Externe Links:

Literatur von Willi Wechs im BVB

Willi Wechs im AlpinWiki (Erstbesteiger Detail)

Erste Winterbegehung der Trettach-Ostwand (heimweh.blog)

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