Tobias Clausnitzer
Der Weidener Prediger und Poet der Barockzeit, Tobias Clausnitzer wird am 5. Februar 1619 in Thun geboren. Bekanntheit erlangt er vor allem durch seine sogenannte „Weidener Friedenspredigt“ vor dem Alten Rathaus vom 1. Januar 1649. Zu Clausnitzers bekanntesten Werken zählen ebenfalls seine Kirchenlieder. Tobias Clausnitzer stirbt am 4. Mai 1684 in Weiden.
Werdegang
Clausnitzer wächst im Erzgebirge als Sohn eines Fuhrmanns (der vor der Geburt des Sohnes stirbt) in ärmlichsten Verhältnissen auf. Durch Stipendien nur kann er die Lateinschule in Freiberg/Sachsen und anschließend das berühmte kosmopolitische Magdalenen-Gymnasium in der schlesischen Landeshauptstadt Breslau besuchen. Hier ist der Grund gelegt worden „für seine umfassende literarische Bildung, für religiöse Toleranz und politischen Pragmatismus“ (Manfred Knedlik). Nach seiner Leipziger Universitätszeit (1637-1643) erlangt er das „Baccalaureat“ und 1644 den Magister der Philosophie.
Nach Beendigung seiner Universitätsstudien wird Tobias Clausnitzer „Feldprediger“ im Dienste des schwedischen Generalmajors Douglas. „Der Weltweisheit Magister und Licentiat der Gottesgelahrtheit“ kommt so am 13. Juli 1648 „mit Wib, Kindh, Gesinde, Pferd und Kutsche“ in das oberpfälzische Weiden, wo er hier auch zweiter lutherischer Stadtgeistlicher wird. 1650 wird er Kirchen- und Schulinspektor des Gemeinschaftsamtes Parkstein-Weiden. Am 20. August 1663 bekommt Tobias Clausnitzer das Weidener Bürgerrecht verliehen.
Wichtige Werke
Seit 1641 tritt Tobias Clausnitzer erstmals auch als lyrischer Dichter in Erscheinung. Er veröffentlicht seitdem lateinische und deutsche „Epicedien“ (= Abschiedsworte), Glückwunschgedichte, „Epithalamien“ (= Hochzeitsreden), Weihnachts- und Friedensdichtungen sowie zahlreiche Gelegenheitsgedichte. Den schrecklichen Dreißigjährigen Krieg beschreibt Clausnitzer in seinem Gedichtzyklus Friedens=Traum des Meißnischen Zions (Leipzig 1645).
Clausnitzer geht vor allem durch seine sogenannte „Weidener Friedenspredigt“ vor dem Alten Rathaus vom 1. Januar 1649, Mit Jesu Dreyfaches Friedens=Kleinodt. Der Evangelischen Kirchen zur Weiden in der Pfalz durch eine hochfeyerlich Danck=Predigt Zum Neuen=Jahr verehret [...], in die bayerische Kirchen-, Literatur- und Kulturgeschichte ein. Magister Tobias Clausnitzer stellt ihr das Motto voran: „Er, der Herr des Friedens, gebe euch Friede allenthalben und auf allerley Weise.“ Diese engagierte „Feldpredigt“ zu Ende des Dreißigjährigen Krieges, zur Feier des „Westfälischen Friedens“, macht Tobias Clausnitzer zu seiner Zeit (Druck 1649 in Leipzig) überregional bekannt.
Zu Clausnitzers bekanntesten Werken zählen seine Kirchenlieder „Jesus! Dein betrübtes Leiden, Liebster Jesu, wir sind hier“ und „Wir glauben all an einen Gott“, heute noch im Evangelischen Gesangbuch für Bayern und Thüringen (1994) enthalten. 1662 erscheint von Tobias Clausnitzer in Nürnberg die Predigtsammlung Passions=Blume.
Passions=Blume/ Oder Trauriges Schau=Bild/ Der gantz mitleidigen Natur/ über dem hoch=schmertzlichen Leiden und Sterben/ unseres gecreutzigten Herrn Jesu/ [...], Nürnberg 1662 (Bayerische Staatsbibliothek/Münchener DigitalisierungsZentrum)
Stil / Rezeption
Auch wenn eine Zugehörigkeit Clausnitzers zu den „Pegnitzschäfern“, dem „Pegnesischen Blumenorden“, nicht nachgewiesen werden kann (Johann Herdegen), bestimmt doch das Sujet der „Passionsblume“ das literarische („Parnassus“) und religiöse („Sion“) Schaffen des Weidener Barockdichters. Zweifelsohne kennt er viele Mitglieder der Pegnitzschäfer.
1695 wird Tobias Clausnitzer in Erdmann Neumeisters berühmtes Kompendium De poetis germanicis aufgenommen – ein Höhepunkt der frühen Rezeptionsgeschichte.
Preise & Auszeichnungen
Die Stadt Weiden in der Oberpfalz ehrt das Gedenken an Tobias Clausnitzer seit dem 20. Oktober 1953 mit dem Schulnamen „Clausnitzer-Schule“, der früheren (1882 errichteten) „evangelischen Schule“. Das Bewusstsein um die Bedeutung Clausnitzers ist auch 1990 mitentscheidend (Vorschlag des städtischen Kulturamtsleiters) für Weidens Entscheidung für die sächsische Partnerstadt Annaberg-Buchholz.
In Erinnerung an den barocken protestantischen Feldprediger erhält das Evangelische Gemeindezentrum Ost in Weiden am 1. Adventsonntag 2013 die Bezeichnung „Tobias-Clausnitzer-Haus“.
Sekundärliteratur:
Erdmann Neumeister: De poetis germanicis. Hg. von Franz Heiduk. A. Francke Verlag, Bern und München (1695, Nachdr. 1978), S. 24f.
Baron, Bernhard M. (2001): Oberpfälzer Literaturg'schichten. Audio-CD. Radio Ramasuri, Weiden. Text & Sprecher: Bernhard M. Baron © Radio Ramasuri.
Ders. (20074): Weiden in der Literaturgeographie. Eine Literaturgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21). Pressath, S. 20-21.
Heiduk, Franz (1971): Magister Tobias Clausnitzer (1619-1684): Verzeichnis der Werke. In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 40, S. 260f.
Knedlik, Manfred (1992): Tobias Clausnitzer (1619-1684). Ein Weidener Prediger und Poet der Barockzeit. In: 29. Bayerischer Nordgautag Weiden: Die Oberpfalz – Brücke zum Osten (Festschrift). Kallmünz, S. 107-111.
Externe Links:
Literatur von Tobias Clausnitzer im BVB
Literatur über Tobias Clausnitzer im BVB
Der Weidener Prediger und Poet der Barockzeit, Tobias Clausnitzer wird am 5. Februar 1619 in Thun geboren. Bekanntheit erlangt er vor allem durch seine sogenannte „Weidener Friedenspredigt“ vor dem Alten Rathaus vom 1. Januar 1649. Zu Clausnitzers bekanntesten Werken zählen ebenfalls seine Kirchenlieder. Tobias Clausnitzer stirbt am 4. Mai 1684 in Weiden.
Werdegang
Clausnitzer wächst im Erzgebirge als Sohn eines Fuhrmanns (der vor der Geburt des Sohnes stirbt) in ärmlichsten Verhältnissen auf. Durch Stipendien nur kann er die Lateinschule in Freiberg/Sachsen und anschließend das berühmte kosmopolitische Magdalenen-Gymnasium in der schlesischen Landeshauptstadt Breslau besuchen. Hier ist der Grund gelegt worden „für seine umfassende literarische Bildung, für religiöse Toleranz und politischen Pragmatismus“ (Manfred Knedlik). Nach seiner Leipziger Universitätszeit (1637-1643) erlangt er das „Baccalaureat“ und 1644 den Magister der Philosophie.
Nach Beendigung seiner Universitätsstudien wird Tobias Clausnitzer „Feldprediger“ im Dienste des schwedischen Generalmajors Douglas. „Der Weltweisheit Magister und Licentiat der Gottesgelahrtheit“ kommt so am 13. Juli 1648 „mit Wib, Kindh, Gesinde, Pferd und Kutsche“ in das oberpfälzische Weiden, wo er hier auch zweiter lutherischer Stadtgeistlicher wird. 1650 wird er Kirchen- und Schulinspektor des Gemeinschaftsamtes Parkstein-Weiden. Am 20. August 1663 bekommt Tobias Clausnitzer das Weidener Bürgerrecht verliehen.
Wichtige Werke
Seit 1641 tritt Tobias Clausnitzer erstmals auch als lyrischer Dichter in Erscheinung. Er veröffentlicht seitdem lateinische und deutsche „Epicedien“ (= Abschiedsworte), Glückwunschgedichte, „Epithalamien“ (= Hochzeitsreden), Weihnachts- und Friedensdichtungen sowie zahlreiche Gelegenheitsgedichte. Den schrecklichen Dreißigjährigen Krieg beschreibt Clausnitzer in seinem Gedichtzyklus Friedens=Traum des Meißnischen Zions (Leipzig 1645).
Clausnitzer geht vor allem durch seine sogenannte „Weidener Friedenspredigt“ vor dem Alten Rathaus vom 1. Januar 1649, Mit Jesu Dreyfaches Friedens=Kleinodt. Der Evangelischen Kirchen zur Weiden in der Pfalz durch eine hochfeyerlich Danck=Predigt Zum Neuen=Jahr verehret [...], in die bayerische Kirchen-, Literatur- und Kulturgeschichte ein. Magister Tobias Clausnitzer stellt ihr das Motto voran: „Er, der Herr des Friedens, gebe euch Friede allenthalben und auf allerley Weise.“ Diese engagierte „Feldpredigt“ zu Ende des Dreißigjährigen Krieges, zur Feier des „Westfälischen Friedens“, macht Tobias Clausnitzer zu seiner Zeit (Druck 1649 in Leipzig) überregional bekannt.
Zu Clausnitzers bekanntesten Werken zählen seine Kirchenlieder „Jesus! Dein betrübtes Leiden, Liebster Jesu, wir sind hier“ und „Wir glauben all an einen Gott“, heute noch im Evangelischen Gesangbuch für Bayern und Thüringen (1994) enthalten. 1662 erscheint von Tobias Clausnitzer in Nürnberg die Predigtsammlung Passions=Blume.
Passions=Blume/ Oder Trauriges Schau=Bild/ Der gantz mitleidigen Natur/ über dem hoch=schmertzlichen Leiden und Sterben/ unseres gecreutzigten Herrn Jesu/ [...], Nürnberg 1662 (Bayerische Staatsbibliothek/Münchener DigitalisierungsZentrum)
Stil / Rezeption
Auch wenn eine Zugehörigkeit Clausnitzers zu den „Pegnitzschäfern“, dem „Pegnesischen Blumenorden“, nicht nachgewiesen werden kann (Johann Herdegen), bestimmt doch das Sujet der „Passionsblume“ das literarische („Parnassus“) und religiöse („Sion“) Schaffen des Weidener Barockdichters. Zweifelsohne kennt er viele Mitglieder der Pegnitzschäfer.
1695 wird Tobias Clausnitzer in Erdmann Neumeisters berühmtes Kompendium De poetis germanicis aufgenommen – ein Höhepunkt der frühen Rezeptionsgeschichte.
Preise & Auszeichnungen
Die Stadt Weiden in der Oberpfalz ehrt das Gedenken an Tobias Clausnitzer seit dem 20. Oktober 1953 mit dem Schulnamen „Clausnitzer-Schule“, der früheren (1882 errichteten) „evangelischen Schule“. Das Bewusstsein um die Bedeutung Clausnitzers ist auch 1990 mitentscheidend (Vorschlag des städtischen Kulturamtsleiters) für Weidens Entscheidung für die sächsische Partnerstadt Annaberg-Buchholz.
In Erinnerung an den barocken protestantischen Feldprediger erhält das Evangelische Gemeindezentrum Ost in Weiden am 1. Adventsonntag 2013 die Bezeichnung „Tobias-Clausnitzer-Haus“.
Erdmann Neumeister: De poetis germanicis. Hg. von Franz Heiduk. A. Francke Verlag, Bern und München (1695, Nachdr. 1978), S. 24f.
Baron, Bernhard M. (2001): Oberpfälzer Literaturg'schichten. Audio-CD. Radio Ramasuri, Weiden. Text & Sprecher: Bernhard M. Baron © Radio Ramasuri.
Ders. (20074): Weiden in der Literaturgeographie. Eine Literaturgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21). Pressath, S. 20-21.
Heiduk, Franz (1971): Magister Tobias Clausnitzer (1619-1684): Verzeichnis der Werke. In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 40, S. 260f.
Knedlik, Manfred (1992): Tobias Clausnitzer (1619-1684). Ein Weidener Prediger und Poet der Barockzeit. In: 29. Bayerischer Nordgautag Weiden: Die Oberpfalz – Brücke zum Osten (Festschrift). Kallmünz, S. 107-111.