Bettina Blumenberg
Bettina Blumenberg wird am 17. Dezember 1947 als Tochter des berühmten Philosophen Hans Blumenberg (Arbeit am Mythos, 1979) in Lübeck geboren. Ihre Erzählungen untersuchen komplexe Formen weiblicher Selbsterkundung: Erzählerische Konventionen werden aufgelöst, philosophische Kategorien wie Raum und Zeit analog zum französischen Nouveau roman übergangen.
Werdegang
Bettina Blumenberg studiert Altphilologie, macht eine kaufmännische Ausbildung und setzt ihr Studium mit Kunstgeschichte und Romanistik fort. Bis 1979 wirkt sie als Regieassistentin und Dramaturgin am Bochumer Schauspielhaus – seither ist sie als freie Schriftstellerin, Lektorin und Übersetzerin tätig. Ab 1983 lebt Bettina Blumenberg in München.
Wichtige Werke
In den Jahren 1983 bis 1985 veröffentlicht Blumbenberg zwei wichtige Erzählungen: Vor Spiegeln und Verführung. Ihr dritter Erzählband Sieben Ansichten erscheint ein Jahr darauf.
Vor Spiegeln (1983) ist eine Liebesgeschichte, deren zentraler Kern die Trennung ist. Diese erweist sich zunehmend als komplexe Form weiblicher Selbsterkundung: Während am Anfang noch Sprachlosigkeit gegenüber der männlichen „intellektuellen Potenz“ herrscht, findet die Protagonistin Barbara allmählich ihre Sprache wieder und wird einer flüchtigen (imaginären) Liebesbeziehung fähig.
Verführung (1985) geht noch einen Schritt weiter, indem Bilder und Sprache zur gedanklichen Projektionsfläche werden und die – wieder weibliche – Protagonistin Julia auf der Suche nach dem fremden Bildhauer Ernest Alexander im Dunkeln tappen lassen.
Stil / Rezeption
Die Metapher des Spiegels in der Erzählung Vor Spiegeln (1983) wirft das Ich immer wieder auf seine eigene Zerrissenheit zurück, wie sie auch die Schwierigkeit verdeutlicht, an die vielschichtige Realität heranzureichen. Erzählerische Konventionen werden in diesem Sinne aufgelöst, philosophische Kategorien wie Raum und Zeit analog zum französischen Nouveau roman übergangen.
Die Beziehung von Julia zu Alexander in Verführung (1985) wird nicht erzählt, sondern entfaltet sich aus dem Traumprotokoll der Geschichte heraus, gleichsam von hinten, wobei alle Motive des Anfangs erneut aufgegriffen werden. Verführung als Metapher umfasst hier sowohl Führung als auch Irreführung.
Preise & Auszeichnungen
Bettina Blumenbergs Werk wird mehrfach ausgezeichnet: 1983/84 bekommt sie ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds, 1984 den Marburger Förderpreis für Literatur, 1985 ein Stipendium „Münchner Literaturjahr“, ein Stipendium der Stiftung Kulturaustausch in Amsterdam sowie den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur. 2019 wird sie Honorarprofessorin an der Münchner Akademie der Künste, wo sie zuvor schon Literatur- und Kunstwissenschaft gelehrt hat.
Tätigkeiten im literarischen Betrieb
Darüber hinaus ist Bettina Blumenberg als Übersetzerin von diversen literarischen, biographischen, künstlerischen und kunstgeschichtlichen Werken (Henry James, Max Jacob, Anthony Bailey, Donald Spoto, Jürgen Partenheimer, Gilles Néret, Jean-Claude Gautrand u.v.m.) hervorgetreten und hat sich auch als Herausgeberin einen Namen gemacht (u.a. Die Entdeckung der Welt von François Bellec).
Sekundärliteratur:
Drašček, Daniel (1986): Sprach-Bilder – Bilder-Sprache. Zu Bettina Blumenbergs literarischem Werk. München.
Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.) (1997): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 1. München, S. 134-136.
Externe Links:
Bettina Blumenberg wird am 17. Dezember 1947 als Tochter des berühmten Philosophen Hans Blumenberg (Arbeit am Mythos, 1979) in Lübeck geboren. Ihre Erzählungen untersuchen komplexe Formen weiblicher Selbsterkundung: Erzählerische Konventionen werden aufgelöst, philosophische Kategorien wie Raum und Zeit analog zum französischen Nouveau roman übergangen.
Werdegang
Bettina Blumenberg studiert Altphilologie, macht eine kaufmännische Ausbildung und setzt ihr Studium mit Kunstgeschichte und Romanistik fort. Bis 1979 wirkt sie als Regieassistentin und Dramaturgin am Bochumer Schauspielhaus – seither ist sie als freie Schriftstellerin, Lektorin und Übersetzerin tätig. Ab 1983 lebt Bettina Blumenberg in München.
Wichtige Werke
In den Jahren 1983 bis 1985 veröffentlicht Blumbenberg zwei wichtige Erzählungen: Vor Spiegeln und Verführung. Ihr dritter Erzählband Sieben Ansichten erscheint ein Jahr darauf.
Vor Spiegeln (1983) ist eine Liebesgeschichte, deren zentraler Kern die Trennung ist. Diese erweist sich zunehmend als komplexe Form weiblicher Selbsterkundung: Während am Anfang noch Sprachlosigkeit gegenüber der männlichen „intellektuellen Potenz“ herrscht, findet die Protagonistin Barbara allmählich ihre Sprache wieder und wird einer flüchtigen (imaginären) Liebesbeziehung fähig.
Verführung (1985) geht noch einen Schritt weiter, indem Bilder und Sprache zur gedanklichen Projektionsfläche werden und die – wieder weibliche – Protagonistin Julia auf der Suche nach dem fremden Bildhauer Ernest Alexander im Dunkeln tappen lassen.
Stil / Rezeption
Die Metapher des Spiegels in der Erzählung Vor Spiegeln (1983) wirft das Ich immer wieder auf seine eigene Zerrissenheit zurück, wie sie auch die Schwierigkeit verdeutlicht, an die vielschichtige Realität heranzureichen. Erzählerische Konventionen werden in diesem Sinne aufgelöst, philosophische Kategorien wie Raum und Zeit analog zum französischen Nouveau roman übergangen.
Die Beziehung von Julia zu Alexander in Verführung (1985) wird nicht erzählt, sondern entfaltet sich aus dem Traumprotokoll der Geschichte heraus, gleichsam von hinten, wobei alle Motive des Anfangs erneut aufgegriffen werden. Verführung als Metapher umfasst hier sowohl Führung als auch Irreführung.
Preise & Auszeichnungen
Bettina Blumenbergs Werk wird mehrfach ausgezeichnet: 1983/84 bekommt sie ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds, 1984 den Marburger Förderpreis für Literatur, 1985 ein Stipendium „Münchner Literaturjahr“, ein Stipendium der Stiftung Kulturaustausch in Amsterdam sowie den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur. 2019 wird sie Honorarprofessorin an der Münchner Akademie der Künste, wo sie zuvor schon Literatur- und Kunstwissenschaft gelehrt hat.
Tätigkeiten im literarischen Betrieb
Darüber hinaus ist Bettina Blumenberg als Übersetzerin von diversen literarischen, biographischen, künstlerischen und kunstgeschichtlichen Werken (Henry James, Max Jacob, Anthony Bailey, Donald Spoto, Jürgen Partenheimer, Gilles Néret, Jean-Claude Gautrand u.v.m.) hervorgetreten und hat sich auch als Herausgeberin einen Namen gemacht (u.a. Die Entdeckung der Welt von François Bellec).
Drašček, Daniel (1986): Sprach-Bilder – Bilder-Sprache. Zu Bettina Blumenbergs literarischem Werk. München.
Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.) (1997): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 1. München, S. 134-136.