Dunkle Zeiten: Literarischer Widerstand

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Reichsparteitag der NSDAP 27.-29. Januar 1923, München Marsfeld. (Bayerische Staatsbibliothek/Hoffmann)

Mit dem Ende der Revolution wurde Bayern vom Experimentierfeld sozialistischer Utopien zum Aufmarschgebiet des Nationalsozialismus. Großbürgerliche Sympathisanten wie Ernst und Helene Hanfstaengl oder Hugo und Elsa Bruckmann machten den Nationalsozialismus salonfähig. Republikfeinde aller Couleur wurden in Bayern willkommen geheißen. Nichts war hier undenkbar, wenn es dem Schaden der Republik diente. Politische Attentäter, wie es sie in jenen Jahren zuhauf gab, tauchten im Freistaat mit Hilfe der Behörden unter. Ein bereits latent vorhandener Antisemitismus erhielt allein durch den Umstand, dass mit Eisner, Landauer, Toller, Mühsam und Leviné viele der herausragenden Persönlichkeiten der Revolution Juden gewesen waren, neuen Auftrieb. Unter den Augen der bayerischen Regierung schrieben die Zeitungen gegen die Weimarer Republik als „Judenrepublik“ an. Besondere Verdienste erwarb sich hierbei der Miesbacher Anzeigermit seinem berühmten Redakteur Ludwig Thoma, dessen antisemitische Ausfälle dem Blatt alle Ehre machten:

Es gibt jetzt einige anti-arische Wochenschriften in Berlin und natürlich auch in Wien. Das ist die Entwicklung des einst so hundsföttisch unterwürfigen Schmok, der sich in die deutsche Gemeinschaft hineinbettelte und jetzt den Herren spielt. [...]

In München haben wir mit der Hinrichtung des Eisner [...] den Nachweis geliefert, dass es uns nicht an Temperament fehlt. Die Berliner werden auch dankbar anerkennen müssen, dass wir ihnen den Landauer durchgetan haben. Immerhin waren dieses nur Vorspiele zu größeren Kuren, die wir uns gelobt haben für den Fall, dass sich die Beschnittenen bei uns noch einmal mausig machen. Dann geht´s aus dem Vollen.

(Ludwig Thoma: Anti-arisch, Miesbacher Anzeiger 8. April 1921. In: Ludwig Thoma: Sämtliche Beiträge aus dem „Miesbacher Anzeiger“ 1920/21. Hg. v. Wilhelm Volkert. Piper Verlag, München 1989, S. 222)

Dies ist das Klima, in dem der Nationalsozialismus gedeihen konnte. Nicht von ungefähr erfolgte der erste Versuch der Nationalsozialisten, die Macht am 9. November 1923 in München zu übernehmen. Am 9./10. März 1933 wurde Bayern als letzter deutscher Staat dem Reich gleichgeschaltet, auf dem Münchner Rathaus wurde die Hakenkreuzfahne gehisst. Am 22. März 1933 wurde im bayerischen Dachau das erste Konzentrationslager für „Schutzhäftlinge“ eröffnet. Der Weg in den Untergang hatte begonnen und nur wenige wagten es, sich dem entgegenzustellen.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl