Ungeklärter Tod

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Auffindung des Königs und Dr. Gudden. Aus: Zur Erinnerung an Ludwig II., Photolithographie 1886. (Bayerische Staatsbibliothek/Porträtsammlung)

Uwe Gardein wählt die bis heute ungeklärten Todesumstände König Ludwigs II. als Thema seines historischen Kriminalromans Die Stunde des Königs. Im Frühjahr 1886 lässt die bayerische Regierung den König entmündigen, für geisteskrank erklären und verhaften. Der 40-jährige Monarch lebt schon eine ganze Weile zurückgezogen auf Schloss Neuschwanstein. Dr. Gudden stellt die Diagnose, ohne den König persönlich getroffen zu haben. Er stützt sich ausschließlich auf Zeugenaussagen. Die königstreuen Bediensteten werden suksessive von republikanischen unterwandert, das Schloss wird umstellt, der Nachrichtenstrom in beide Richtungen kontrolliert. Der festgenommene Ludwig wird nach Schloss Berg gebracht und am nächsten Tag, zusammen mit Dr. Gudden, tot im Starnberger See gefunden.

Uwe Gardeins Protagonisten sind der Fürst zu Wehen und der königstreue Diener Mader. Aus ihrer Perspektive wird ein Großteil des Geschehens geschildert. Anfang Juni 1886 reist Fürst zu Wehen von seinem in der Nähe gelegenen Landsitz nach  München. Er betrachtet die Stadt mit den Augen eines Landmenschen. Die Lautstärke zerrt an seinen Nerven. Alles ist ihm fremd:

Der Bahnhof ähnelte einem Palast, gerade neu entstanden und nach Lokomotiven riechend. Er gab einem Laufburschen den Auftrag, seine Karte zum Fürst von Kast zu bringen, um seine Visite anzukündigen. Selbstverständlich konnte er dort nicht einfach vorbeischauen, das verboten Etikette und Höflichkeit. Fürst zu Wehen ließ den Wagen vom Bahnhof zum Odeon rollen. Er hatte sich einen jüngeren Kutscher gewählt, da er unter den knurrigen Alten nur Schweiger vermutete.

(Uwe Gardein: Die Stunde des Königs. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2009, Kapitel 12)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt

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