Simplicissimus

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Simplicissimus-Laterne 2011 (Foto: Privatbesitz)

Zuerst erfolgte die Verlesung der Strafliste der Angeklagten. Beide sind vorbestraft, und zwar Herr L. wegen Hundesteuerhinterziehung des Simplicissimusmopses und die Gräfin wegen unbefugten Sechsspännigfahrens im Weichbild der Stadt. Mit Spannung folgt das Publikum diesen pikanten Details aus dem Vorleben der Angeklagten.

(Das allerjüngste Gericht in Sämtliche Werke 5, S. 89. Erschienen in: Simplicissimus, Jg. 1, Nr. 49, 6.3.1897, S. 2f)

Im Januar 1897 publiziert Franziska zu Reventlow ihre Satire Das jüngste Gericht in der satirischen Wochenzeitschrift Simplicissimus. Die gesamte Auflage dieser Ausgabe wird konfisziert und der Verleger Albert Langen wegen Gotteslästerung angeklagt. Franziska zu Reventlow antwortet darauf am 6. März 1897 mit einer Fortsetzung unter dem Titel Das allerjüngste Gericht. Es klingt teilweise wie ein „Who's Who“ der Schwabinger Szene rund um den Simplicissimus. Die angriffslustige Autorin kokettiert mit ihrer aristokratischen Herkunft, parodiert die sogenannte angesehene Gesellschaft, das Gerichtswesen und das gerade aufkommende Psychologisieren. 

Die Zeitschrift Simplicissimus erscheint von April 1896 bis September 1944 in München. Ihr Wappentier, die rote Bulldogge auf schwarzem Grund, stammt von Thomas Theodor Heine. 1903 eröffnet Kathi Kobus die Künstlerkneipe Simplicissimus in der Türkenstraße, die schnell zum Stammlokal der Autoren des Magazins wird. Hier treten unter anderem die Diseuse Emmy Hennings und die Schriftsteller Joachim Ringelnatz und Erich Mühsam auf.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt