Felix Mendelssohn Bartholdy über München II

Am Montag, den 17., abends um halb sieben, denkt aber an mich: Da geht es los mit dreißig Geigen und doppelten Blasinstrumenten. Jeden Morgen habe ich nun dafür zu schreiben, zu korrigieren, zu instrumentieren; so wird es ein Uhr, da gehe ich nach der Kaufingergasse in Scheidels Kaffeehaus, wo ich alle Gesichter schon auswendig kenne und die Leute jeden Tag in derselben Stellung finde: zwei Schach spielend, drei zusehend, fünf Zeitung lesend, sechs zu Mittag essend, und ich bin der siebte. Nach Tische kommt dann gewöhnlich Bärmann, holt mich ab, und wir machen Konzertbesorgungen zusammen oder gehen spazieren zu einem Bier und Käse dann geht es wieder nach Hause und es wird gearbeitet.

Felix Mendelssohn Bartholdy an seine Familie, Brief vom 6. Oktober 1831 (Zit. aus: Felix Mendelssohn Bartholdy in einem Brief an seine Familie. 6. Oktober 1831. In: Wilhelm Zentner (Hg.): Gastfreundliches München. Das Antlitz einer Stadt im Spiegel ihrer Gäste. München 1947, S. 66)

 

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), deutscher Komponist; Aufenthalt in München: 1831

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek