Anti-Tissot (Victor Tissot) über München II

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Maximiliansbrücke mit Maximilianeum, um 1900 (Verlag und Bildarchiv Sebastian Winkler)

München beschäftigt sich zurzeit mehr mit den Künsten des Krieges als jenen des Friedens – Es spielt nicht die Rolle eines Neu-Athen –, kein Erfindungsgeist, keine Originalität ist da zu Hause; sein Kennzeichen ist ein beständiges Plagiat, der einzige Kaulbach machte noch eine Ausnahme ... Das Maximilianeum ist ein kolossales Gebäude. Aber überladen mit Statuen, Dekorationen und Fresken. Ohne das gleicht es einem Hotel garni ... Die griechischen, italienischen und byzantinischen Bauten  Münchens passen schlecht zu dem Typus und dem Körperbau der Einwohner – die Bayern sind Fässer, mit Armen und Beinen versehen. Man sagt über den Münchner: Er ist ein Bierfass, wenn er aufsteht, und ein Fass Bier, wenn er sich niederlegt. Der Kopf des Münchners hat die Form eines Trichters.

Anti-Tissot, München und die Münchener; 1876 (Zit. aus: Anti-Tissot: München und die Münchener. Eine Beleuchtung der bayerischen, insbesondere Münchener Zustände. München 1876, S. 5f.)

 

Anti-Tissot, eigentlich Victor Tissot (1845-1917), Schweizer Schriftsteller; Aufenthalt in München: um 1878

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek