Paul Klee über München

Über die Festzeit, wo jeder Magen seine kleine Orgie feiert, bleibt der Kunstmagen meist leerer als sonst. Diesmal war besonders die musikalische Tafel dürftig besetzt und wird es wohl bleiben bis Aschermittwoch. Sollte etwas Bedeutendes sich ereignen, wird es sich aus der Ruhe desto besser abheben. Was aber dann nach Aschermittwoch erfolgt, wird schwer zu beschreiben sein ... Ich glaube an die Bewegung und auch an den wirklichen Ernst des einen oder ändern Münchner Expressionisten. Leider fehlt mir die Möglichkeit eines Vergleichs mit den Pariser Unabhängigen, bei denen einige von den hiesigen mitbeteiligt sind. Der kühnste von ihnen ist Kandinsky, welcher auch durch das Wort zu wirken sucht.

Paul Klee in München, Januar 1912 (Zit. aus: Paul Klee: München, Januar 1912. In: Paul Klee. Schriften. Rezensionen und Aufsätze. Hg. v. Christian Geelhaar. Köln 1976, S. 97f.)



Am Faschingsdienstag hat man den Winter im großen Ganzen überstanden, und es ziemt sich ein kleiner Rückblick. Ich kann nicht sagen, dass damit viel Trost verbunden sei diesmal. Denn malen kann ich eben immer noch nicht, trotz meiner strengen Tonwertbeobachtung und trotz meiner raffinierten Art, das Maß der Helldunkelstufungen zu treffen.

Paul Klee in München, Februar 1910 (Zit. aus: Paul Klee: München, Februar 1910. In: Paul Klee. Tagebücher. 1898-1918. Hg. v. Paul-Klee-Stiftung. Bern 1988, S. 300)

 

Paul Klee (1879-1940), Schweizer Maler; Aufenthalt in München: 1898 bis 1901 und 1906 bis 1921

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek