Elisabeths Beziehungsmodell

Elisabeth lebt ein bürgerliches Geschlechtermodell, das sich leitmotivisch durch den Roman zieht – es ist der Märchentraum vom „sonnenmatten Adler und der jubelnden Gefährtin“:

[...] jetzt wußte sie, daß wirklich nur ein Mann ihrem Leben Inhalt einhauchen könne, aber nicht ein Mann, den sie lieben sollte, weil er ihr Gatte und der Vater ihrer Kinder war, nein, ein Ideal, ein Held, ein Gott [...]. Für ihn nur wollte sie schön und ehrgeizig sein, er war der Adler, der kühn der Sonne entgegenflog, sie wollte nichts als jubelnd seinem Fluge nachschauen und ihm sorgsam ein weiches Nest bereiten, bis er sehnsuchtsvoll und sonnenmüde sich wieder zu ihr niederließ.

(Brachvogel 1895, XXX, 7)

Diese Rollenvorstellung bestimmt Elisabeths Liebesleben. Als sich Friedrich jedoch als untauglich für die Rolle des Helden zeigt, versucht sie ihren Traum in der Affäre mit Max Heßling zu realisieren. (Brachvogel 1895, XXX, 111f.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Ingvild Richardsen

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