Friedrich Reck-Malleczewen

Heute nahezu vergessen, gehörte Friedrich Reck-Malleczewen in den 1920er-Jahren zu den Bestsellerautoren der Unterhaltungsliteratur in Deutschland. Was seine Biografie anbelangt, gibt es verschiedene Ungereimtheiten, die nicht zuletzt darauf zurückzuführen sind, dass Reck, wie ihm Alphons Kappeler 1975 attestierte, an „Pseudologia Phantastica“ litt, also ein notorischer Lügner war, der sich selbst inszenierte und stilisierte, bis niemand mehr Wahrheit und Phantasie unterscheiden konnte.

Friedrich Percyval Reck-Malleczewen wurde am 11. August 1884 auf Gut Malleczewen in Ostpreußen geboren. Nach dem Abitur 1904 trat er ins 5. Infanterie-Regiment in Jena ein. Später brach er die Offizierslaufbahn ab, um Medizin zu studieren. 1908 heiratete er die Musikstudentin Anna Louise Büttner, mit der er drei Töchter und einen Sohn bekam. Nach dem Abschluss wurde er zunächst Assistenzarzt an der Uniklinik in Königsberg. Schon während dieser Zeit begann er, für verschiedene Zeitungen zu schreiben. 1912 übernahm er eine Stelle als Schiffsarzt und bereiste Amerika. Nach seiner Rückkehr arbeitete er in Stuttgart als Journalist und Theaterkritiker.

Aufgrund einer Diabeteserkrankung galt er im Ersten Weltkrieg für nicht tauglich. 1914 zog Reck-Malleczewen nach Pasing bei München. Hier hatte er ein Jahr zuvor seine neue Lebensgefährtin Irma Glaser kennengelernt, die ab 1917 seine Sekretärin war. 1930 wurde seine erste Ehe geschieden. 1933 starb Irma Glaser durch eine Gasvergiftung. Noch im selben Jahr konvertierte Reck zum Katholizismus und übersiedelte nach Gut Poing bei Truchtlaching im Chiemgau. 1935 heiratete er Irmgard Parnemann, mit der er drei Töchter bekam.

Reck-Malleczewen, dessen großes Vorbild Robert Louis Stevenson war, schrieb zahlreiche Jugendbücher und Reiseromane. Er kam jedoch nur schwer damit zurecht, dass er den gesellschaftlichen Status, den er noch bei Geburt innehatte, in der Weimarer Republik verlieren sollte. Stattdessen begriff er sich auch jetzt noch als Teil einer geistigen und gesellschaftlichen Elite, blieb Monarchist und Fortschrittsfeind. Auf eine konservative Revolution hoffend, setzte er deshalb zunächst durchaus Hoffnungen in den Nationalsozialismus. Diese zerschlugen sich rasch und machten ihn zu einem erbitterten Gegner der Nationalsozialisten. Am 29. Dezember 1944 wurde Reck-Malleczewen von der Gestapo verhaftet, nachdem ihn der Direktor des Münchner Knorr & Hirth Verlags, Alfred Salat wegen Verunglimpfung der Reichsmark denunziert hatte. Am 9. Januar 1945 wurde er ins KZ Dachau gebracht.

(Ebert, Helmut; Hasselwander, Thomas [1992]: Schwadroneur, Excentriker, Polemiker und Opfer: Reck-Malleczewen. In: Pasinger Archiv, S. 20-32)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl