Bayerische Sci-Fi

Mit seinem Roman Das Königsprojekt wandte sich der Münchner Autor Carl Amery erstmals dem Genre Science Fiction zu – zunächst beinahe unbemerkt, erst bei der späteren Taschenbuchausgabe tauchte der Begriff auf dem Cover auf. Mit seinem zweiten Science Fiction-Roman Der Untergang der Stadt Passau ging Amery in die Offensive. In einem Interview mit dem Heyne Science Fiction Magazin aus dem Jahr 1983 erklärt er, sich von Anfang mit einer „Schnapsidee“ getragen zu haben: „ich versuch´s mal direkt am Kiosk. Eben nicht über die übliche Buchproduktion, sondern gleich als Taschenbuchausgabe. Das war literaturpolitisch sehr interessant für mich.“

Während das in Leinen gebundene Königsprojekt ausführlich in den Feuilletons besprochen wurde, sich jedoch nur schleppend verkaufte, nahm die Literaturkritik keine Notiz vom Untergang der Stadt Passau, dennoch verkaufte es sich blendend. Der Roman erlangte eine Auflage von 100.000 Exemplaren und wurde Amerys erfolgreichstes Buch überhaupt.

Auf die Frage, warum er gerade Passau zum Schauplatz einer weltweiten Katastrophe gemacht habe, antwortete Carl Amery im selben Interview, er verbinde sehr tiefe emotionale Erlebnisse mit der Stadt. „Aber die Verhocktheit, dieses spezifisch niederbayerisch-schwarze Syndrom hat mich immer irritiert.“ Seiner Irritation auf die Spur zu kommen war einer der Beweggründe für den Roman, der als erster bayerischer Science Fiction-Roman gilt.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt