E.T.A. Hoffmann: Fantasiestücke in Callot’s Manier, 1814-1815

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Titelblatt der Erstausgabe der Bayerischen Staatsbibliothek von 1814, Bd. 1, Titelvignette von Carl Frosch

E.T.A. Hoffmann: Fantasiestücke in Callot‘s Manier. Blätter aus dem Tagebuch eines reisenden Enthusiasten.  Neues Leseinstitut von C. F. Kunz, Bamberg 1814-1815. 4 Bände.

Standortsignatur: Rar. 1852-1/4

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Der vielseitige E.T.A. Hoffmann tritt nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Komponist, Zeichner und Jurist in Erscheinung. Die Fantasiestücke in Callot’s Manier sind seine erste Buchveröffentlichung. Die Erzählungen kreisen um das Thema Kunst, vor allem um die Musik. In der Vorrede lobt der fiktive Herausgeber das musikalische und literarische Talent des Verfassers:

[...] berichten wir denn, daß der H. Verf. Hoffmann heißt und Musikdirektor in Dresden ist. Kenner und Freunde desselben, und die musikalische Kenntniß und Begeisterung im Buche selber, versprechen und versichern von ihm die Erscheinung eines hohen Tonkünstlers. Desto besser und desto seltener! denn bisher warf immer der Sonnengott die Dichtgabe mit der Rechten und die Tongabe mit der Linken zwei so weit auseinander stehenden Menschen zu, daß wir noch bis diesen Augenblick auf den Mann harren, der eine ächte Oper zugleich dichtet und setzt.

Künstlergestalten bevölkern die Erzählungen, in denen Der goldene Topf als Kunstmärchen eine Sonderstellung einnimmt und zugleich zu den Höhepunkten der Sammlung zählt. Der Student Anselmus verliebt sich in die Schlange Serpentina, eine Tochter des Archivarius Lindhorst, bei dem Anselmus orientalische Manuskripte kopiert. Aus der zwölften Vigilie jedoch geht hervor, dass es sich bei der verschlungenen Liebesgeschichte um eine reine Erfindung des Erzählers handelt. Dieser schildert eigentlich den Schreibprozess und kann die Geschichte nur dank des von Archivarius Lindhorst gereichten Getränks – angezündeter Arrak mit Zucker – zu einem positiven Ende bringen.

In den aus zwölf Einzeltexten bestehenden Kreisleriana kommt ein Kapellmeister Kreisler in seinen fingierten nachgelassenen Schriften selbst zu Wort. Der exzentrische, aus dem „Gleichgewicht“ geratene Kreisler – die bedeutendste Künstlerfigur der Romantik – skizziert seine romantische Kunstästhetik und karikiert die engstirnigen Kunstansichten der Kleinstadtbürger.

 

Kapellmeister Kreisler tanzt im Wahnsinn, Zeichnung E.T.A. Hoffmanns. In: Klaus Günzel (1995): Die deutschen Romantiker. Artemis, Zürich.

E.T.A. Hoffmann wird 1776 als Sohn eines Hofgerichtsadvokaten in Königsberg geboren. 1792 beginnt er ebenfalls dort das Studium der Rechte. Nebenbei schreibt, musiziert und zeichnet er. Dank seines hervorragenden Examens darf er das Referendariat an seinem Wunschort Berlin antreten. Die ersten beruflichen Jahre verbringt er dann in Posen, wo er die Polin Michalina Rorer-Trzynska kennenlernt und heiratet. In der schwierigen napoleonischen Zeit zieht Hoffmann 1808 zusammen mit seiner Frau nach Bamberg. Er hat sich erfolgreich auf eine Stelle als Kapellmeister beworben. Mit diesem Posten ist ihm zwar kein Glück beschieden, aber seine Erlebnisse inspirieren ihn zur literarischen Figur des Kapellmeisters Kreisler, den er nicht nur in den Fantasiestücken, sondern auch in den Lebensansichten des Katers Murr auftreten lässt. 

1814 wechselt Hoffmann in den preußischen Staatsdienst nach Berlin. Als Schriftsteller und auch als Komponist hat er sich mittlerweile etabliert. 1816 wird seine Oper Undine am Nationaltheater uraufgeführt. Allerdings bescheren ihm 1822 seine parodistischen Entlehnungen aus dem eigenen Arbeitsmilieu für die Erzählung Meister Floh ein Disziplinarverfahren. Noch im selben Jahr stirbt er aufgrund einer Rückenmarkslähmung.

Die 1814/1815 in vier Bänden erschienenen Fantasiestücke gibt E.T.A. Hoffmann wegen des Publikumserfolgs 1819 in überarbeiteter Form erneut heraus. Fasziniert von diesem Werk komponiert Robert Schumann 1838 den Klavierzyklus Kreisleriana, die ihrerseits ein Schlüsselwerk der romantischen Musik darstellen.

Die App Deutsche Klassiker in Erstausgaben kann kostenlos im Apple App Store hier heruntergeladen werden.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Birgit Ziegler-Stryczek

Sekundärliteratur:

Ceynowa, Klaus; Gilcher, Birgit; Ziegler-Stryczek, Birgit (2016): Erstausgaben im digitalen Gewand. Die App „Deutsche Klassiker“ der Bayerischen Staatsbibliothek, in: Bibliotheksmagazin. Mitteilungen aus den Staatsbibliotheken in Berlin und München 1, S. 12-17.

 

Weiterführende Links:

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