Rezension zu Ewald Arenz Roman „Katzentage“
Eines der Highlights dieses künstlerisch farbenfrohen Bücherherbstes ist der jüngst erschienene Roman Katzentage von Ewald Arenz. Die Autorin Tanja Kinkel hat ihn für das Literaturportal Bayern gelesen.
*
Wann haben Sie das letzte Mal ein Buch gelesen, bei dem es sich weder um ein Kinderbuch noch um eine Graphic Novel (vulgo: Comics) handelte, und das trotzdem nicht nur mit Worten, sondern auch durch zauberhaft zarte Bilder erzählte?
Wahrscheinlich ist es, wie bei mir, viel zu lange her, und ein Grund mehr, um umgehend mit dem Roman Katzentage von Ewald Arenz zu beginnen, dessen Text wunderbar durch die Illustrationen von Florian Bayer ergänzt wird. Es ist schwer, hier ein Lieblingsbild zu wählen, aber für mich wird es wohl entweder das der Romanheldin Paula mit Herbstlaub in der Hand auf Seite 15 oder der jüdische Friedhof im Wald auf Seite 68 sein.
Katzentage beginnt mit einer trügerisch einfachen Prämisse: Ein Bahnstreik sorgt dafür, dass Paula und Peter, die gerade erst eine Konferenz und eine gemeinsame Nacht hinter sich haben, für ein verlängertes Wochenende Anfang Oktober in Würzburg stranden. Oder, wie es der Roman ausdrückt: „Als ob uns das Schicksal einen Tag freigegeben hat.“
Illustrationen (S. 15 und 24) © Florian Bayer
Die Bahn nicht als Quelle des Frustes, sondern als Gelegenheitsamor, der zwei Arbeitstiere in Freigeister verwandelt, die über den Bruch ihres durchgetakteten Alltags nicht fluchen, sondern es genießen, ein paar Tage lang wie die Katzen in der Oktobersonne planlos durch die (herrliche) fränkische Gegend zu schweifen. Darauf muss man erst einmal kommen. In unserer immer gereizteren Gegenwart finde ich es ausgesprochen charmant. Überdies kann Ewald Arenz auch mit Worten gut malen:
„Die Bäume am Fluss entlang sahen aus, als hätte jemand in der Nacht große grüne Fackeln ans Ufer gestellt, die jetzt an den Rändern noch rot und gelb glommen.“
Stammen die Beschreibungen von den Romanpersonen, werden sie gelegentlich auch sarkastisch, aber nicht unzutreffend: „Hier in Würzburg ist es entweder Barock, oder es ist hässlich, weil es nach dem Krieg gebaut wurde.“ (Da hat er nicht unrecht, finde ich als Fränkin.)
Wie sich Peter und Paula, die anfangs nur einen unverbindlichen One-Night-Stand im Sinn hatten, spielerisch einander annähern, während sie Würzburg, Mainfranken und einander erkunden, liest sich ebenfalls gleichzeitig elegant und mit einem zärtlichen Lächeln erzählt (wer behauptet, dass Romantiker nur schwarzen Humor haben?):
„Wenn du ein Buch wärst, fände ich das Cover ganz großartig, aber davon abgesehen kenne ich nur den Klappentext. Bis jetzt.“
Kurzum: Wer derzeit in Gefahr ist, von der Weltenschwere erdrückt zu werden, dem sei empfohlen, sich eine Auszeit zu nehmen und den Roman von Ewald Arenz zu lesen. (Oder ebenfalls einen Ausflug nach Franken zu unternehmen. Oder beides.) Es löst keine Probleme, aber es vertreibt einem herrlich die Zeit.
Ewald Arenz, Katzentage. Roman. DuMont, Köln 2025, 118 S., ISBN: 978-3-7558-1136-7.
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Eines der Highlights dieses künstlerisch farbenfrohen Bücherherbstes ist der jüngst erschienene Roman Katzentage von Ewald Arenz. Die Autorin Tanja Kinkel hat ihn für das Literaturportal Bayern gelesen.
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Wann haben Sie das letzte Mal ein Buch gelesen, bei dem es sich weder um ein Kinderbuch noch um eine Graphic Novel (vulgo: Comics) handelte, und das trotzdem nicht nur mit Worten, sondern auch durch zauberhaft zarte Bilder erzählte?
Wahrscheinlich ist es, wie bei mir, viel zu lange her, und ein Grund mehr, um umgehend mit dem Roman Katzentage von Ewald Arenz zu beginnen, dessen Text wunderbar durch die Illustrationen von Florian Bayer ergänzt wird. Es ist schwer, hier ein Lieblingsbild zu wählen, aber für mich wird es wohl entweder das der Romanheldin Paula mit Herbstlaub in der Hand auf Seite 15 oder der jüdische Friedhof im Wald auf Seite 68 sein.
Katzentage beginnt mit einer trügerisch einfachen Prämisse: Ein Bahnstreik sorgt dafür, dass Paula und Peter, die gerade erst eine Konferenz und eine gemeinsame Nacht hinter sich haben, für ein verlängertes Wochenende Anfang Oktober in Würzburg stranden. Oder, wie es der Roman ausdrückt: „Als ob uns das Schicksal einen Tag freigegeben hat.“
Illustrationen (S. 15 und 24) © Florian Bayer
Die Bahn nicht als Quelle des Frustes, sondern als Gelegenheitsamor, der zwei Arbeitstiere in Freigeister verwandelt, die über den Bruch ihres durchgetakteten Alltags nicht fluchen, sondern es genießen, ein paar Tage lang wie die Katzen in der Oktobersonne planlos durch die (herrliche) fränkische Gegend zu schweifen. Darauf muss man erst einmal kommen. In unserer immer gereizteren Gegenwart finde ich es ausgesprochen charmant. Überdies kann Ewald Arenz auch mit Worten gut malen:
„Die Bäume am Fluss entlang sahen aus, als hätte jemand in der Nacht große grüne Fackeln ans Ufer gestellt, die jetzt an den Rändern noch rot und gelb glommen.“
Stammen die Beschreibungen von den Romanpersonen, werden sie gelegentlich auch sarkastisch, aber nicht unzutreffend: „Hier in Würzburg ist es entweder Barock, oder es ist hässlich, weil es nach dem Krieg gebaut wurde.“ (Da hat er nicht unrecht, finde ich als Fränkin.)
Wie sich Peter und Paula, die anfangs nur einen unverbindlichen One-Night-Stand im Sinn hatten, spielerisch einander annähern, während sie Würzburg, Mainfranken und einander erkunden, liest sich ebenfalls gleichzeitig elegant und mit einem zärtlichen Lächeln erzählt (wer behauptet, dass Romantiker nur schwarzen Humor haben?):
„Wenn du ein Buch wärst, fände ich das Cover ganz großartig, aber davon abgesehen kenne ich nur den Klappentext. Bis jetzt.“
Kurzum: Wer derzeit in Gefahr ist, von der Weltenschwere erdrückt zu werden, dem sei empfohlen, sich eine Auszeit zu nehmen und den Roman von Ewald Arenz zu lesen. (Oder ebenfalls einen Ausflug nach Franken zu unternehmen. Oder beides.) Es löst keine Probleme, aber es vertreibt einem herrlich die Zeit.
Ewald Arenz, Katzentage. Roman. DuMont, Köln 2025, 118 S., ISBN: 978-3-7558-1136-7.


