https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbplaces/jpweg_logo_doppel_164.jpg

Stadtpark Theresienstein

https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbplaces/jpweg_hof_theresienstein_500.jpg
Blick vom Theresienstein über Hof, Ansicht aus dem 19. Jahrhundert

In Jean Pauls Roman Siebenkäs stirbt der Protagonist Firmian Stanislaus Siebenkäs einen Scheintod, um anschließend in die Rolle seines besten Freundes Heinrich Leibgeber – der ihm ähnlich sieht wie ein Zwilling – zu schlüpfen. Damit der Tausch nicht auffliegt, muss Leibgeber untertauchen. Und das bedeutet: Die Freunde müssen voneinander Abschied nehmen. Als Ort der Trennung auf unbestimmte Zeit hat Leibgeber den Fröhlichenstein auserkoren, ein Zwillingsfelsen, der damals vor den Toren der Stadt Hof liegt.

Als Firmian, in trübere Ähnlichkeiten eingesunken, schwieg: so schwieg er auch. Er führte ihn nun – denn er war in der ganzen Gegend bewandert – einem andern Stein mit einem schönern Namen entgegen, auf den „fröhlichen Stein“. Firmian tat endlich, indem sie sich dazu den Berg hinaufarbeiteten, an ihn die mutige Frage: „Sage mirs, ich bin gefasset, geradezu und auf deine Ehre: wann gehest du auf immer von mir?“ – „Jetzt“, antwortete Heinrich. Unter dem Vorwand, den blühenden, in duftende Bergkräuter gekleideten Bergrücken leichter zu ersteigen, hielt sich jeder an die Hand des andern an, und unter dem Hinaufarbeiten wurde jede aus scheinbar-mechanischem Zufall gedrückt. Aber der Schmerz durchzog Firmians Herz mit wachsenden größern Wurzeln und spaltete es weiter, wie Wurzeln Felsen. Firmian legte sich auf dem grauen Felsen-Vorsprung nieder, der abgetrennt in die grünende Anhöhe, wie ein Grenzstein, eingeschlagen war; aber er zog auch seinen scheidenden Liebling an seine Brust herab: „Setze dich noch einmal recht nahe an mich“, sagt' er. Sie zeigten, wie Freunde tun, alles einander, was jeder sah. Heinrich zeigte ihm das um den Fuß des Berges aufgeschlagene Lager der Stadt, die wie eingeschlummert zusammengesunken schien, und in der nichts rege war als die flimmenden Lichter. Der Strom ringelte sich unter dem Monde mit einem schillernden Rücken wie eine Riesenschlange um die Stadt und streckte sich durch zwei Brücken aus. Der halbe Schimmer des Mondes und die weißen durchsichtigen Nebel der Nacht hoben die Berge und die Wälder und die Erde in den Himmel, und die Wasser auf der Erde waren gestirnte wie die blaue Nacht darüber, und die Erde führte, wie der Uranus, einen doppelten Mond, gleichsam an jeder Hand ein Kind.

Der Roman spielt in den 1780er Jahren, das Gelände um den Fröhlichenstein ist zu dieser Zeit unbewaldet, da der Felsen im Siebenjährigen Krieg als militärischer Aussichtspunkt diente. Doch diese Zeiten sind vorbei, als Stadtkommissar Schubert im Jahr 1816 vorschlägt, dem Bürgertum ein angemessenes Naherholungsgebiet für den Sonntagsspaziergang zu bereiten und deshalb am Fröhlichenstein Wege anzulegen und Bäume zu pflanzen. Ab 1819 wird aufgeforstet, und einer der ältesten Bürgerparks des Landes entsteht, der bis Ende des 19. Jahrhunderts stetig um kleine Bauwerke und florale Anlagen erweitert wird.

Ansicht Theresienstein auf einer Postkarte von 1917 und in heutiger Zeit (c) Fichtelgebirgsverein/Dietmar Herrmann

1836 bekommt er einen neuen Namen: Im August dieses Jahres ist die Königin Therese von Bayern in Begleitung ihres Sohnes König Otto von Griechenland zu Gast - seither heißt der Park Theresienstein. Die Hofer Bürger schert die Umbenennung wenig. Heute wie damals nennen sie das Gelände schlicht und einfach „Stein“. 1975 wird hier die Jean-Paul-Linde gepflanzt, drei Jahre später lässt man einen Gedenkstein zur Erinnerung an den Dichter setzen.

Park Theresienstein, 95028 Hof

 


Zur Station 11 von 48 Stationen


 

Verfasst von: Jean-Paul-Weg - Verbundprojekt Jean Paul in Oberfranken

Verwandte Inhalte