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Bayreuth: Richard-Wagner-Straße 4-6

An dieser Stelle stand bis Mitte der 1970er Jahre ein Haus, das seit seiner Gründung im 18. Jahrhundert auch mit der Geschichte der Bayreuther Freimaurerei verbunden war. 1741 wird zunächst durch Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth die Schloss-Loge gegründet. 1753 vereinigen sich die Schloss- und die Stadt-Loge zur neuen Loge „Zur Sonne“, die nach dem Brand des Alten Schlosses sich gelegentlich hier versammelt. Im Roman Die unsichtbare Loge will Jean Paul 1793 dem Freimaurerwesen ein Denkmal setzen, aber die im Titel genannte Loge wird niemals im unvollendet gebliebenen Roman vorkommen.

Im später hier ansässigen Hotel „Zur Sonne“ übernachtet Jean Paul erstmals im Jahr 1796. In seinem Roman Siebenkäs (1796/97) verewigt er das Haus literarisch, indem sich der Titelheld und sein Freund Leibgeber hier begegnen. Später erinnert er sich wehmütig an die winterlichen Musikabende und Nachfeiern. Nachdem er 1804 nach Bayreuth gezogen ist, isst er hier manchmal zu Mittag, wenn er dem familiären Trubel entfliehen will. Der berühmteste Gast – Goethe – wohnt hier mit der Herzogin Anna Amalia und ihrem Hofstaat auf einer Reise von Venedig nach Weimar vom 15. auf den 16. Juni 1790: „Nach Mitternacht kamen wir sehr ermüdet in einem guten Gasthof, die Sonne, in Bayreuth an“, schreibt die Hofdame Luise von Göchhausen.

Das Hotel sieht noch viele Gäste, die eigens wegen Jean Paul nach Bayreuth kommen. 1817 ist der Autor des Bayerischen Wörterbuchs, Johann Andreas Schmeller, hier und bei Jean Paul zu Gast, wie auch 1823 der Dichter August von Platen. Kurz nach dem Tode Jean Pauls, 1826, besucht Wilhelm Müller, der Dichter der von Franz Schubert vertonten Winterreise und der Schönen Müllerin, das Hotel und die Rollwenzelin. Der Komponist und Jean-Paul-Verehrer Robert Schumann besucht 1828 die „Sonne“ und die jeanpaulischen Erinnerungsstätten.

Am 17. April 1871 steigt Richard Wagner bei seinem ersten Bayreuth- und Opernhausbesuch mit seiner Frau Cosima Wagner in der „Sonne“ ab, wie später auch Friedrich Nietzsche und viele andere Festspielbesucher. Allerdings geht es auch damals schon in Gasthöfen gelegentlich hoch her. Am 19. April 1871 notiert Cosima Wagner in ihr Tagebuch: „Richard wäre ganz gesund, wenn nicht ein unerhörter Lärm im Hôtel die ganze Nacht uns verwüstet hätte. Kavaliere gaben ein Fest und benahmen sich dabei wie die rohesten Kutscher.“

 


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Verfasst von: Jean-Paul-Weg - Verbundprojekt Jean Paul in Oberfranken

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