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Bayreuth: Jean-Paul-Denkmal

Am 14. November 1841, am 16. Todestag von Jean Paul, wird in Bayreuth im Auftrag des bayerischen Königs Ludwig I., der zugleich Herzog von Franken ist, ein in München gegossenes, überlebensgroßes Bronzestandbild des Dichters eingeweiht. Der Entwurf stammt von einem der berühmtesten Bildhauer seiner Zeit: von Ludwig von Schwanthaler (1802-1848), dem man auch die Entwürfe zur Bavaria auf der Münchner Theresienwiese, das Mozart-Denkmal in Salzburg, die Siegesgöttinnen der Befreiungshalle in Kelheim, das Goethe-Denkmal in Frankfurt und die Jean-Paul-Büste in Wunsiedel aus dem Jahr 1845 verdankt.

Jean Pauls Verwandte und Freunde sehen die Statue des Mannes, den sie gekannt haben, mit Skepsis. Emanuel Osmund bleibt der Feierlichkeit von Anfang an fern, er ist an diesem Tage fortgereist: „Von den Festlichkeiten bei Enthüllung des Denkmals meines, ja meines einzigen Richters hab’ ich nichts sehen wollen und wirklich auch nichts gesehen.“ Die Witwe Karoline Richter dagegen ist von dem „Eindruck ergriffen“, den das Monument auf sie macht: „Sehr großartig ist das Ganze. Die Stellung ist durchaus natürlich und kein fremdartiger Ausdruck in der ganz hohen Gestalt. Nur die Gesichtszüge schienen nicht vollkommen ähnlich - doch wie selten ist vollkommene Ähnlichkeit auch bei besten Malern zu erreichen!“

1933 versucht die Jean-Paul-Gesellschaft, eine Büste des Dichters in der Walhalla unterzubringen. Zu diesem Zweck tritt die engere Vorstandschaft der Gesellschaft in die NSDAP ein – aber erst 1973 findet Jean Paul seinen Platz in der Ruhmeshalle an der Donau (die Büste fertigt der Würzburger Bildhauer Otto Sonnleitner). Das Bayreuther Denkmal wiederum wird 1934 auf die linke Platzmitte verschoben, weil das NS-Regime hier einen Aufmarschplatz schaffen will. Erst 1991 transportiert man es wieder an seinen ursprünglichen Aufstellungsort zurück.

In seiner Erzählung Dr. Katzenbergers Badereise (1809) schreibt Jean Paul über Denkmäler:

Ein Denkmal ist etwa nicht der bloße Metall-Dank der Nachwelt – der besser auf einer Goldstange dem Lebenden oder dessen Nachkommen zu reichen wäre –; es ist auch nicht der bloße Herzerguß der dankbaren Begeisterung, der viel besser mit Worten oder vor dem Gegenstande selber strömte; – auch nicht bloße Verewigung für die Nachwelt, für welche teils er selber besser und ein Blatt Geschichte länger sorgt; – sondern ein Denkmal ist die Bewunderung, ideal, d.h. durch die Kunst ausgedrückt. Eine jährlich vor dem Volke abzulesende Musterrolle großer Muster wäre noch kein Denkmal, aber wohl wäre eine pindarische Ode eines, in Griechenland abgesungen. Schillers Geburttagfest, das durch Darstellung seiner Götterkinder begangen werden soll, erhebt sich künstlich zu einem Denkmale durch eben diese Kinder, die den Vater vergöttern. Doch ist das Gemälde, am stärksten aber ist die Bildsäule und die Baukunst – welche beide stets das Große leichter verkörpern als das Leichte und Kleine, und welche die gegenseitige Nachbarschaft und Vereinigung ihrer Wirkung verdienen, wie der Leib und die Seele einander, d.h. die Bildsäule und der Tempel – das rechte Mutterland der Denkmäler. Die Bewunderung, sagt' ich, nicht die Erinnerung – welche ein platter Leichenstein, eine jährlich erneuerte Holzstange mit einem schwarzen Namenbrettchen oben und am Ende eine Schandsäule auch gewährte – sei aber darzustellen; dies vermag nur eben die Kunst, indem sie aus ihrem Himmel der Göttergestalten eine sichtbare herunterschickt und jene Gefühle des Großen in uns entzündet, mit welchen wir die aufgeflogene, den Gegenstand des Denkmals, im göttlichen Rausche der Bewunderung verkörpert sehen.

 


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Verfasst von: Jean-Paul-Weg - Verbundprojekt Jean Paul in Oberfranken