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Jean-Paul-Gymnasium Hof

Im Januar 1779 besteht Fritz Richter die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium in Hof. Rektor Kirsch empfiehlt die Abschlussklasse für den begabten Jungen, doch dessen Vater wählt aus Furcht vor Neid die mittlere Stufe. Tatsächlich wird der Dorfjunge mit städtischer Arroganz empfangen. „Man äft mich; denn ich bin fremd. Ich bin zu offenherzig, darum hält man mich für einen Einfältigen“, heißt es in Richters Briefroman Abelard und Heloise (1781) über Abelards erste Tage am städtischen Gymnasium.

Doch bald schließt Richter an dieser Schule seine wichtigsten Freundschaften: mit Johann Bernhard Hermann, Christian Otto und Adam von Oerthel. Der Unterricht dagegen befriedigt ihn nicht, also studiert er auf eigene Faust, vor allem in der Bibliothek des Pfarrers Erhard Friedrich Vogel. Seine privaten Exzerpte aus diesen Jahren umfassen fast 1500 Seiten.

Am 11. Oktober 1780 wird Richter als hochschulreif entlassen. Seine Abschlussrede mit dem Titel Über den Nutzen und Schaden der Erfindung neuer Wahrheiten taugt zum Skandal: Richter erklärt, warum Religionskritiker dem Christentum mindestens genauso gut dienen wie dessen Befürworter. Der Siebzehnjährige ist in Hof fortan als Atheist verschrien.

Das Hofer Gymnasium um 1855

In seiner Erzählung Des Rektors Florian Fälbels uns seiner Primaner Reise nach dem Fichtelberg (1796) porträtiert Jean Paul die Hofer Lehrmethoden. Der damalige Rektor Johann Theodor Benjamin Helfrecht tritt darin gar unter seinem echten Namen auf. Helfrecht antwortet, wenn auch anonym, mit der Schrift Shakal, der schöne Geist (1801), die eine satirisch-kritische Würdigung von Jean Paul darstellt. Dessen Werke, schreibt Helfrecht, werden, „so lange die Sonne den Erdball beleuchtet, fortdauern und den Namen ihres Urhebers [...] unsterblich machen“.

Zum 400. Jubiläum der Schule im Jahr 1946 wird sie in Jean-Paul-Gymnasium umbenannt. Anlässlich des 200. Geburtstags von Johann Paul Friedrich Richter lässt die Stadt Hof im März 1963 eine Gedenktafel am Gymnasium anbringen, darauf zu lesen die Worte von Rektor Kirsch:

LAUDI EST
EUM EGREGIAS INGENII DOTES
NON NEGLEXISSE

Zu Deutsch: „Es ist an ihm zu loben, dass er seine außergewöhnlichen Geistesgaben nicht vernachlässigte“

Jean-Paul-Gymnasium, Gymnasiumstraße 4-6, 95028 Hof

 


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Verfasst von: Jean-Paul-Weg - Verbundprojekt Jean Paul in Oberfranken

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