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Jean Paul und Hof

Zu den Kindheitsidyllen in Jean Pauls Selberlebensbeschreibung gehören die regelmäßigen Wanderungen in die rund zehn Kilometer entfernte Stadt Hof. Fritz Richter soll dort einkaufen, was in der Stadt billiger zu bekommen ist, und bei den Großeltern Kuhn die familiäre Armut vorführen, auf dass diese seinen Rucksack ebenfalls befüllen.

Während seiner Jahre am Hofer Gymnasium 1779/80 wohnt der Junge bei den Kuhns in der Klostergasse. Als die Mutter mit ihren übrigen vier Söhnen 1779 ebenfalls nach Hof zieht, da sie als Witwe hofft, die Familie in der Stadt besser durchzubringen, beginnen elende Hungerjahre. Fritz als Ältester lebt nur zeitweise in Hof: von 1784 bis 1787, nachdem er aus Leipzig geflohen ist und bevor er eine Stelle als Hofmeister in Töpen annimmt; von 1789 bis 1790, bevor er als Lehrer nach Schwarzenbach an der Saale zieht; letztmals von 1794 bis 1797, dann übersiedelt er als Schriftsteller ein weiteres Mal nach Leipzig. Heinrich Richter, der Zweitjüngste, geht an der Armut zugrunde: Im April 1789 ertrinkt er in der Saale, vermutlich ein Selbstmord.

Das Wohnhaus der Richters in Hof (c) Peter Seißer/Wunsiedel

Auch als Autor fühlt sich Jean Paul von Hof verkannt. In Briefen spottet er über „das abscheuliche Hof, wo das Gehirn mit der Zunge in Plumpheit weteifert“ und über die Bürger, die so „dum“ seien, „daß es nicht nur keine Ere ist, von ihnen nicht verstanden zu werden, sondern auch die gröste Schande wäre, wenn man es würde“. Noch 1796 schreibt er stolz aus Weimar an Christian Otto: Dieser möge nur allen in Hof, „wo mir so oft Unrecht wiederfuhr“, von der großen Ehre berichten, die man dem Schriftsteller andernorts erweist.

„Wo ich das Schlimmste gelitten und das Beste geschrieben“: So äußert sich Jean Paul in einem kurzen Billet an Heinrich Voß im April 1819 über die Stadt Hof. Gemeint sind wohl vor allem die Erzählung Leben des Quintus Fixlein sowie der Roman Siebenkäs.

 


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Verfasst von: Jean-Paul-Weg - Verbundprojekt Jean Paul in Oberfranken

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