https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbplaces/jpweg_logo_doppel_164.jpg

Altes Schulhaus Joditz

https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbplaces/jod_gedenkstein_fp_500.jpg
Gedenkstein Nahe des Alten Schulhauses (Foto_Frank Piontek)

Der Schulweg des jungen Fritz Richter, der mit seiner Familie im Joditzer Pfarrhaus lebt, ist kurz: Die Schule liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das Lernen gehört, so berichtet es Jean Paul in seiner Selberlebensbeschreibung, zu den liebsten Tätigkeiten des Heranwachsenden; dafür fällt manchmal sogar das Mittagessen aus. Seinen ersten Lehrer Knieling stellt Jean Paul als von ihm geschätzten Menschen vor. Doch ist das Mitleid kaum zu überhören, wenn er ihn als „lungensüchtigen, magern“ Mann beschreibt.

Da auch Jean Paul in seiner Zeit in Schwarzenbach an der Saale als Hofmeister sein Geld verdient, verwundert es nicht, dass Lehrer in seinen Werken oft eine Hauptrolle spielen. In Die unsichtbare Loge fungiert der Erzähler selbst als Hofmeister des Protagonisten Gustav. Der Anhang der Loge wiederum widmet sich dem Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal. Dieser Wutz wird häufig – entsprechend der Gleichsetzung des fiktiven „Auenthal“ mit dem realen Joditz – als Porträt von Lehrer Knieling verstanden. Ebendas vermerkt die Gedenktafel, die im Jubiläumsjahr 2013 an dem ehemaligen Schulhaus angebracht wird. Unweit davon befindet sich ein Jean-Paul-Gedenkstein mit dem Dichter-Porträt von Heinrich Pfenninger.

Das Alte Schulhaus und die Gedenktafel (Fotos: Frank Piontek)

Die schöne Zeit bei Knieling endet abrupt. Weil Fritz sich mit einem Mitschüler prügelt, nimmt Johann Christian Christoph Richter seinen Sohn aus der Schule, um ihn „vier Stunden vor- und drei nachmittags“ zuhause zu unterrichten. Nun wird stur auswendig gelernt. Der junge Richter beherrscht freilich auch das und bleibt deshalb – im Gegensatz zu seinem Bruder Adam – von den Schlägen des Vaters verschont. Nur einmal, so berichtet es die Selberlebensbeschreibung, gelingt ihm eine Aussprache nicht. Typisch Jean Paul: Das lateinische Wort, das dem Jungen partout nicht über die Zunge will, lautet „lingua“, zu Deutsch: „Zunge“.

Evangelisches Gemeindehaus, Jean-Paul-Gasse 1, 95189 Joditz/Köditz

 


Zur Station 6 von 48 Stationen


 

Verfasst von: Jean-Paul-Weg - Verbundprojekt Jean Paul in Oberfranken

Verwandte Inhalte