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Freddie-Mercury-Straße in München (c) Nicola Bardola

München, Historisches Pissoir am Holzplatz

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(c) Nicola Bardola

1900 wird das achteckige Pissoir am Holzplatz gebaut. Heute steht es unter Denkmalschutz. Wandbilder von Freddie und Rainer Werner Fassbinder und Albert Einstein zieren das außerordentliche Klo, das ursprünglich am Stachus stand und in den Fünfziger­jahren an den Holzplatz ver­legt wurde. Es steht leer und ist abgesperrt. 1998 aber wird es als Raum für die Aus­stellung „Klappe auf“ anläss­lich des Christopher Street Days genutzt. Inzwischen ist es dank der Initiative des Ver­legers und Autors Martin Arz und des Wirts von München 72, Thomas Zufall, ein Gedenkort und ein Schmuckstück für das Glockenbachviertel und steht unter Denkmal­schutz.

Der Schriftsteller, Rechtsanwalt und Lektor Georg M. Oswald lässt seinen Roman Vorleben im Glockenbachviertel der Gegenwart spielen, baut aber Rückblenden ein wie diese:

Sophia wohnte im Hotel Olympic, in der Hans-Sachs-Straße, in der, wenige Häuser entfernt, auch Daniel zu Hause war. Vor dem Hotel gab es einen unschlüssigen Moment, und er schlug vor, noch ins Pimpernel zu gehen. „Früher war das ein reiner Transenladen, und als Hetero musste man sich wirklich was trauen, wenn man hineinging. Heute ist das eher ein Selbstzitat aus früheren Zeiten“.

Und an anderer Stelle, sich an die Jahre erinnernd, in denen sich Freddie im Glockenbachviertel aufhält:

„Das Viertel war damals ziemlich heruntergekommen. Grattler, kleine Spießer, Rotlichtbars und Schwulenkneipen und dazwischen jede Menge Kiffer und Gesocks. Und heute? Eine Hipster-Bar neben der anderen!“ … Von hier oben wirkte das Viertel so aufgeräumt und sauber wie ein Architektenmodell.

(c) Nicola Bardola

Ende des 19. Jahrhunderts sorgt der Journalist und Schriftsteller, Verleger und Jurist Karl-Heinrich Ulrichs für Aufsehen. Er gilt als Pionier der Sexualwissenschaft und ist Vorkämpfer für die Gleichstellung von Schwulen. Für manche ist er gar der erste Schwule der Weltgeschichte überhaupt, weil er sich als erster vehement und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln engagiert. München widmet ihm 1998 ganz in der Nähe des Pissoirs an der Ecke Am Glockenbach und Holzstraße den Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz. Unter dem blauen Straßenschild hängt eine Infotafel mit der Inschrift: „Karl-Heinrich Ulrichs (1825-1895) Mit seinem öffentlichen Eintreten für die reichseinheitliche Straffreiheit gleichgeschlechtlicher Beziehungen beim Deutschen Juristentag 1867 in München trug er wesentlich zur rechtlichen und gesellschaftlichen Gleichstellung Homosexueller bei.“ Ludwig II. ist 22 Jahre alt, als Ulrichs beim Juristentag fordert, dass die Strafbarkeit des „Uranismus“, sprich die „mannmännliche Liebe“ auf die Agenda gesetzt und abgeschafft wird, was zu einem Tumult führt.

 


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Verfasst von: Nicola Bardola