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Hedwig Courths-Mahler mit Friede Birkner (l.) und Margarete Elzer (r.) (Hedwig Courths-Mahler-Archiv - Stadt Nebra)

Schwaighofanlage: Hedwig-Courths-Mahler-Anlage

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Hedwig Courths-Mahler an ihrer Schreibmaschine (Hedwig Courths-Mahler-Archiv - Stadt Nebra)

Zu Ehren der Bestsellerautorin Hedwig Courths-Mahler hat die Stadt Tegernsee in der Schwaighofanlage vor einigen Jahren das Schild „Hedwig-Courths-Mahler-Anlage“ aufgestellt. Von wenigen Straßenabschnitten abgesehen, kann man von von hier aus von Tegernsee nach Rottach-Egern am See entlang gehen. Das frühere Haus der Erfolgsautorin liegt von diesem Punkt aus nur wenige 100 Meter entfernt. Die Gedenktafel Hedwig-Courths-Mahler Anlage erinnert an Hedwig Courths-Mahler (1867-1950) und ihr Leben und Wirken in Tegernsee:

Hedwig Courths-Mahler, 1867 im thüringischen Nebra
an der Unstrut geboren, gilt als Deutschlands erfolgreichste
Schriftstellerin.
Mit 17 Jahren schrieb sie ihren ersten Roman, dem noch über
200 folgten. Sie hatte weltweit eine Auflage von über
15 Millionen Exemplaren.
Seit den 20er Jahren war sie regelmäßig in Tegernsee.
Ab 1934 bis zu ihrem Tode im Jahre 1950 bewohnte sie den „Mutterhof“
am Leeberg. Im Friedhof von Tegernsee hat sie ihre letzte Ruhe gefunden.

Hedwig Courths-Mahlers Hände (Hedwig Courths-Mahler-Archiv - Stadt Nebra)

Hedwig Courths-Mahler ist ein Phänomen. Sie, die sich aus armen Verhältnissen mit über 200 Romanen in die große Welt hineinschrieb und dank ihres Millioneneinkommens eine der herrschaftlichen Villen am Tegernsee bezog, von denen sie einst nur träumen durfte, war und ist bis heute die meistgelesene, meistgedruckte und erfolgreichste deutsche Autorin. Ihr Erfolgsrezept: Den Lesern in den Büchern das zu geben, was ihnen im Leben versagt blieb. Happy End garantiert. Nach diesem Motto fertigte die Schriftstellerin ihre Romane an und verdiente damit Millionen. Gesamtauflage: über 80 Millionen. Noch heute verkauft der Lübbe Verlag rund 70.000 Courths-Mahler-Romane pro Jahr. Es ist unwiderlegbar, dass sie in einer Zeit, in der das Buch noch nicht zum Gemeingut einer breiten Schicht gehörte, Millionen von Menschen zum Lesen gebracht hat. Dass sie, die in ihrer Jugend Armut und Entbehrung kennengelernt hatte, ihren Leserinnen und Lesern in den zwei Weltkriegen, Nachkriegs- und Krisenjahren ein wenig Traum und Happy End zur Verfügung stellte, Entspannung und Lebenshoffnung vermittelte, ist ein Verdienst, das ihr nicht hoch genug angerechnet werden kann. Lange genug wurde sie verlacht. Viele Literaturpäpste waren sich einig: Dies sei nur Trivialliteratur, leichteste Unterhaltung, geschrieben für die vielen Lieschen Müllers dieser Welt. Die DDR-Kulturhüter entfernten ihre „Schundromane“ aus den öffentlichen Bibliotheken. Erst nach dem Fall der Mauer konnten die Bürgerinnen und Bürger von Nebra an der Unstrut (Bezirk Halle) an ihrem Geburtshaus eine Gedenktafel anbringen und 2005 ein kleines Museum einrichten. Eine Neubewertung ihres literarischen Schaffens erfolgte tatsächlich erst in den vergangenen Jahrzehnten. Die erst nach ihrem Tod bekannt gewordenen Millionen Auflagenzahlen und bis heute sich fortsetzenden Neuauflagen und Verfilmungen ihrer Romane machten viele doch nachdenklich.

Hedwig Courths-Mahler vor ihrem Bücherschrank (Hedwig Courths-Mahler-Archiv - Stadt Nebra)

 


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Verfasst von: TELITO / Dr. Ingvild Richardsen