Der Spaziergang startet an der Schwaighofanlage und führt zur Schwaighofstraße 47, dem früheren Wohnhaus Courths-Mahlers, dann zum Familiengrab auf dem Friedhof Tegernsee in der Seestraße 15. Danach geht es entweder mit dem Schiff (Ausstieg Kurpark) oder Bus (Ausstieg Seeforum) oder zu Fuß nach Rottach zum Gemeindefriedhof in der Kißlingerstraße 41, wo Friede Birkner liegt. Wer dann noch Lust hat, läuft über die Karl-Theodor-Straße in den Birknerweg, wo ihr Wohnhaus stand.

Die Geschichte von Hedwig Courths-Mahler (1867-1950) und dem Tegernseer Tal begann im letzten Lebensdrittel der Autorin. 1933 erwarb die in Nebra geborene und in Berlin lebende Bestsellerautorin, die in den „Goldenen Zwanzigern“ mit ihren gleichfalls schreibenden Töchtern zu den prominenten Mittelpunktfiguren der Berliner Künstlerwelt zählte, in Tegernsee eine Villa, die sie 1934/35 bezog. Mit nach Tegernsee zogen auch ihr Mann, der Grafiker Fritz Courths, sowie die beiden Töchter: Margarete Elzer (1889-1966) mit Ehemann Karl Elzer, Schauspieler am Berliner Schillertheater, und die frisch geschiedene Friede Birkner (1891-1985). Über die schriftstellerische Entwicklung der Töchter, die bereits als junge Frauen in die literarischen Fußstapfen ihrer Mutter getreten waren, schreibt Friede Birkner in ihrer Biographie über ihre Mutter: „Berufstechnisch und in berufsgeschäftlichem Sinn hatten wir naturgemäß weitgehende und helfende Einblicke, zumal wir ja in allen technischen Dingen stets Gehilfinnen unserer Mutter waren“. Auch sie waren Bestsellerautorinnen ihrer Zeit, auch wenn sie nie die Berühmtheit ihrer Mutter erlangten. Alle drei, Mutter und Töchter, waren starke emanzipierte Frauen, geprägt von Berlin und seinen aufregenden 20er-Jahren. Dieser schreibende Familienbetrieb, der sich 1935 am Tegernsee ansiedelte, kam nahezu einer Romanfabrik gleich. Was war ihr Erfolgsrezept?

Das fragte sich auch der Journalist Walter Kraulen 1954 im Münchner Merkur:

Wie die Courths-Mahler den Quell ihrer Produktion ständig frisch und stark erhielt und wie sie es fertig brachte, das eigene Talent auf zwei Töchter zu vererben, das allerdings ist vorläufig noch ein Rätsel. Es ist durchaus keine müßige Spielerei, diesem Geheimnis auf die Spur kommen zu wollen; denn schließlich äußert sich in der Courths-Mahler und in ihren Lesern eine Ursehnsucht nach der Fabulierlust, die uns nicht gleichgültig lassen darf, weil sie Humusboden ist, ohne den auch die große Literatur nicht gedeihen darf.

Wir wollen uns auf die Spuren dieser drei Frauen begeben. Tatsächlich haben sie, die eine Art weibliche Romanproduktionsfirma am Tegernsee bildeten, auch Einblicke in ihre Schreibwerkstatt gegeben.

Familienfoto am Tegernsee. Hedwig Courths-Mahler (Mitte), mit Pfarrkirche Egern im Hintergrund (Hedwig Courths-Mahler-Archiv - Stadt Nebra)

 

Spaziergang starten: Station 1 von 5 Stationen

   

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Verfasst von: TELITO / Dr. Ingvild Richardsen

Die „12 Tegernseer LiteraTouren“ sind ein Projektergebnis von TELITO, den „Tegernseer LiteraTouren“, in Kooperation mit der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT). TELITO ist ein Modell- und Demonstrationsvorhaben im Rahmen des „Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE)“ und der Bekanntmachung „LandKULTUR – kulturelle Aktivitäten und Teilhabe in ländlichen Räumen“. Es wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziert.

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