Info
14.10.2021
20 Uhr
E-Werk Kulturzentrum, Clubbühne, Fuchsenwiese 1, Erlangen
Eintritt: ab € 5,40
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LeseSalon mit Tobias Bamborschke

Lakonisch und mit heiter-schonungslosem Pathos vermisst der wütende Melancholiker Tobias Bamborschke die ausweglose Nüchternheit des Alltags.

Tobias Bamborschke ist bekannt als Sänger und Texter von Isolation Berlin. Die Independent-Band gilt als eine der aufregendsten in Deutschland und ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Ihre Songs laufen auf 1Live genauso wie im Deutschlandfunk; auf den jungen, hippen Kanälen wie auf den gesetzteren, bildungsbürgerlichen. Wie das sein kann? Es hat viel mit den Songtexten Bamborschkes zu tun. Darin singt er mit schonungslosem Pathos, wütender Melancholie und wohl dosiertem Witz über die eher dunklen Seiten des Daseins. Ihm gelingt das Kunststück, gleichermaßen literarisch anspruchsvoll und zugänglich zu sein. Dabei kommt er ohne jegliche Larmoyanz daher und das macht Bamborschke zu einer einzigartigen Gestalt in der deutschen Musiklandschaft. Bamborschkes Gedichte, Gedanken und Spelunken entstammen derselben Welt und Stimmungslage Isolation Berlins. Und doch sind sie viel mehr als nur Beiwerk! Losgelöst von den Beschränkungen des Liedermachers, von Reimzwang, Vers- und Strophenform bringt Bamborschke vielleicht noch eindringliche Texte als ohnehin schon zustande. Beim Lesen glaubt man mitunter seine literarischen Vorbilder erkennen zu können: hier Lasker-Schüler, dort Hesse, Kaléko bestimmt, bestimmt auch Eichendorff. Und dennoch kann man nur erstaunt sein, wie es Bamborschke gelingt, aus der Tradition zu schöpfen und zugleich etwas so Gegenwärtiges, unmittelbar Greifbares zu schaffen. Mit einer fast schon unheimlichen Leichtigkeit, Lust und Melodie führt er uns entlang an verwohnten Straßen, traurigen Parks und haarsträubenden S-Bahn-Fahrten in gedankliche Abgründe voller funkelnder Sprachbilder. Das ist große Kunst. Wer das Buch einmal in den Händen hält, wird feststellen: Es ist sieht auch noch gut aus! Um den Takt und Rhythmus seiner Gedichte aufs Papier zu bringen, tippt Bamborschke sie auf der Schreibmaschine seiner Oma. Das Buch bildet die Originalseiten ab. Dazu gesellen sich Bamborschkes Zeichnungen. Spielerisch, naiv und böse nehmen sie Motive und Charaktere der Gedichte auf, jagen sie durcheinander und treffen genauso bitter-humorvoll ins Mark. In einer gerechten Literaturwelt wird man mit Tobias Bamborschkes Gedichten in der Hosentasche herumlaufen wie einst mit denen Leonard Cohens. Man wird sie zurate ziehen und wieder und wieder die Welt dieses großen jungen Künstlers aufsuchen.

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