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24.03.2020
20 Uhr
Literaturhaus Nürnberg, Luitpoldstraße 6, Nürnberg
Eintritt: € 12 / € 6 (ermäßigt)
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Lesung mit Peter Schneider

„Da stand ich also …, wenn meine Klassenkameraden längst ins Schwimmbad oder zum Fußballplatz geradelt waren, mit meiner Geige in einem Klassenzimmer des roten Backsteingebäudes und füllte die Räume mit den Arpeggios eines Violinkonzertes von Vivaldi.“

Peter Schneider

Ein autobiografischer Auftakt, der überraschen mag: Bekannt ist Peter Schneider (Jahrgang 1940) nicht unbedingt dafür, in barocken Wohlklängen zu schwelgen, sondern er hat sich einen Namen als einer der profiliertesten politischen Schriftsteller hierzulande gemacht. Und zwar schon am Anfang seiner literarischen Laufbahn, 1973, mit seiner (an Büchners Novelle angelehnten) Erzählung „Lenz“ über das Lebensgefühl nach der gescheiterten Utopie der Studentenrevolte, zu deren Wortführern er gehört hatte. Zu Schneiders wichtigsten Werken zählen „Der Mauerspringer“, „Rebellion und Wahn“, „Die Lieben meiner Mutter“ und „Der Club der Unentwegten“. Zu seinem Renommee beigetragen haben auch seine brillanten Essays, Reportagen und Drehbücher.

Nun ist Peter Schneider als hervorragender Musikkenner zu entdecken. Gemeinsame Pläne mit dem Regisseur Volker Schlöndorff und dem Kameramann Michael Ballhaus waren der Auslöser für sein aktuelles Buch: „Vivaldi und seine Töchter“ (Kiepenheuer & Witsch): Es enthält – neben der bewegenden Entstehungsgeschichte – den im Untertitel versprochenen „Roman eines Lebens“ von Antonio Vivaldi (1678-1741). Obwohl der Schöpfer der „Jahreszeiten“ heute zu den berühmtesten und meistgespielten Komponisten zählt, weiß Peter Schneider – der im Geigenspiel geübte Sohn eines Komponisten und Kapellmeisters – auch da zu überraschen: Er hat aufwendig recherchiert und präsentiert ein facettenreiches Lebensbild, das ins barocke Venedig führt: Vivaldi wurde hier „prete rosso“, „roter Priester“ genannt, wegen seiner Haarfarbe, die er wie die Musikalität von seinem Vater, einem Violinvirtuosen, geerbt hatte. In den Mittelpunkt stellte Vivaldi die Musik auch als Geistlicher: im Ospedale della Pietà, einem Waisenhaus für Mädchen. Die Talentiertesten unter ihnen formierte er zu einem Gesangsensemble – dem ersten weiblichen Chor Europas! Vivaldi und die Frauenwelt: ein geheimnisvolles Kapitel, bei dem Schneider taktvoll die „Kunst der Andeutung“ kultiviert. Ebenso spannend: Er erschließt Werk, Wirkung und die Wiederentdeckung verlorengeglaubter Partituren.



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