Verleihung der Literatur- und Kulturpreise der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur 2024

Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur hat am Abend des 22. November 2024 im historischen Schelfenhaus in Volkach ihre diesjährigen Kultur- und Literaturpreise verliehen: Volkacher Taler an HS-Prof. in Dr. in Sabine Fuchs (Graz) und Prof. Dr. Carsten Gansel (Neubrandenburg) sowie den Großen Preis an den Historiker, Publizisten und Buchautor Prof. Dr. Michael Wolffsohn (Berlin / München), gestiftet von der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken in Höhe von 5.000 Euro. Die musikalische Rahmung übernahm der Gitarrist Johannes Öllinger.

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Pünktlich um 18 Uhr begrüßte die Gastgeberin der feierlichen Preisverleihung, Akademiepräsidentin Dr. Claudia Maria Pecher, die Ausgezeichneten, ihre Freunde und Familien sowie die Honoratioren aus Politik, Kultur und Gesellschaft im Festsaal des historischen Schelfenhauses, dem Sitz der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach. Es folgten Grußworte des unterfränkischen Bezirkstagsvizepräsidenten Thomas Schiebel, der Bundestagsabgeordneten Dr. Anja Weisgerber und ein Videogruß des Bayerischen Innenministers Joachim Herrmann aus München.

Die Preisträger 

Carsten Gansel hat – anders als lange in der Literaturwissenschaft üblich – von Beginn an auch die Kinder- und Jugendliteratur beachtet und frühzeitig zu ihr geforscht“, würdigte Dr. Monika Hernik-Młodzianowska von der Universität Potsdam in ihrer Laudatio den diesjährigen Volkacher Taler-Träger. „Maßgeblich ist von Beginn an das gewesen, was man Narratologie, also Erzählforschung, nennt. Entscheidend sind für Carsten Gansel immer die Texte, und er besteht hartnäckig darauf, mit und an Texten zu arbeiten, statt über sie zu reden.“

Prof. Dr. Carsten Gansel betonte in seinen Dankesworten: „Ich setze weiterhin auf eine Kinder- und Jugendliteratur, die sich von keinen Instanzen vorschreiben lässt, was und wie sie zu erzählen hat und die keine Tabus und Vorschriften akzeptiert. Dabei bin ich sicher, dass die Autorinnen und Autoren auf ihrer künstlerischen Autonomie bestehen. Stark zu machen ist die Vielfalt der Stimmen, die in ferne wie nahe Welten eintaucht und ‚Spielplätze der Phantasie‘ anbietet. Dabei wird es auch in Zukunft darum gehen, sowohl das klassische Geschichtenerzählen zu praktizieren wie andererseits authentisch die ‚wirkliche Wirklichkeit‘ von jungen Leserinnen und Lesern zu erfassen."

Dr. Sabine Fuchs hat nicht nur wichtige Forschungsprojekte für die österreichische Kinder- und Jugendliteratur initiiert, sondern auch zur Sichtbarmachung von Kinder- und Jugendliteratur aus Österreich in Forschung und Lehre in hohem Maße beigetragen,“ betonte Prof. Dr. Gabriele von Glasenapp, Vizepräsidentin der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, in ihrer Laudatio auf die neue Trägerin des Volkacher Talers aus Graz. „Ihr Augenmerk richtet sich neben zahlreichen Beiträgen zum literarischen Lernen, Techniken des Erzählens in Text und Bild, Darstellungen von Volksreligiosität auch immer auf die Literatur von Frauen, speziell zu österreichischen Kinderbuchautorinnen, etwa von Christine Nöstlinger, Renate Welsh oder Mira Lobe.“

HS-Prof. in Dr. in Sabine Fuchs resümierte: „Besonders die herausragenden Geschichten, die mit Worten und/oder Bildern für Kinder und Jugendliche erzählt werden, faszinieren mich als Literaturwissenschafterin und Pädagogin seit meinem Studium. Es sind Geschichten, die nicht nur historische Ereignisse, fremde Leben oder ungewohnte Erfahrungen begreifbar werden lassen, sondern die auch ein erster Zugang zu ästhetischer Erfahrung sind. Deshalb liegt mir besonders am Herzen, dass die Kinder- und Jugendliteratur als literaturwissenschaftliches Forschungsgebiet und deren Potential für den Unterricht, von Leseförderung bis Literarisches Lernen, noch stärker ins Bewusstsein rückt.“

Zu den ersten Gratulanten Prof. Dr. Michael Wolffsohns gehörten Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, Rabbiner Dr. Tom Kučera von der Liberalen jüdischen Gemeinde München Beth Shalom und der Berliner Publizist Ahmad Mansour, die ihre Grüße per Video-Botschaft nach Volkach geschickt hatten. „Für Deine herausragende Tätigkeit und Dein facettenreiches Werk bist Du vielfach ausgezeichnet worden – wozu eigentlich noch ein Preis?“, fragte Akademiepräsidentin Dr. Claudia Maria Pecher in ihrer Laudatio. „Weniger ist dabei bisher Dein vorbildlicher, ja, unermüdlicher Austausch mit und Dein Einsatz für junge Menschen in den Mittelpunkt gerückt worden. Wer bitte wird nicht müde jüdisches Leben, deutsch-israelische Beziehungen zu erklären, Du, lieber Michael! Und das vor allem auch jungen Menschen, die vielleicht bisher von der Geschichte Israels wenig mitbekommen haben.“ Sie führt aus: „Als Person des öffentlichen Lebens stellst Du Deine Kenntnisse und Erfahrungen auch – und gerade – in schwierigen Debatten konsequent in den Dienst nachfolgender Generationen und für ein gelingendes Miteinander in einer global zu denkenden Gesellschaft. Wir sind nun einmal alle auf einer Welt verbunden und dem gilt es sich im Sinne des Gesellschaftsvertrages tolerierend einzugliedern, ob es uns nun passt oder nicht.“

Sichtlich ergriffen konstatierte Michael Wolffsohn: „Ich bin sprachlos.“ Seine stärkste Motivation für das Schreiben, die Begegnung und den Austausch vor allem mit jungen Menschen sei „Sachwissen und Herzensbildung zu vermitteln.“

Erstmals in diesem Jahr wurde für den „Großen Preis“ eine Preisskulptur, die „Schelfe“, überreicht. Sie wurde von der Bildhauerin Karin Bohrmann nach einem Entwurf des Illustrators Markus Lefrançois geschaffen. Anlässlich der Vergabe des Großen Preises 2024 an Michael Wolffsohn hat die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur unter dem Titel Hallo, ich bin Jude! (Verlag Sankt Michaelsbund 2024) für ihren Preisträger als Festgabe und Dank für seinen großen Einsatz einen Sammelband ausgewählter aktueller Texte aus seiner Feder zu kontroversen jüdisch-israelischen Themen herausgegeben. Die Texte eignen sich als Diskussionsgrundlage für den faktensicheren Einsatz in Schulen, Büchereien und anderen Bildungsinstitutionen.

Der Preis

Zur Förderung der Kinder- und Jugendliteratur wird jährlich der mit 5.000 € dotierte „Große Preis“ für ein literarisches oder graphisches Gesamtwerk im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur verliehen. Das Preisgeld stiftet die Bayerische Sparkassenstiftung.

Die Akademie verleiht neben dem Großen Preis seit 1982 auch den „Volkacher Taler“ an Persönlichkeiten aus den Bereichen Forschung, Kunst, Presse und Wirtschaft, die sich um die Akademie und die Förderung der Kinder- und Jugendliteratur verdient gemacht haben. Außerdem vergibt sie einen Nachwuchspreis an Autorinnen und Autoren von Kinder- und Jugendliteratur.

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