Bewerbungsfrist für die Teilnahme an den Meisterkursen des 29. Schwäbischen Kunstsommers bis 16. Mai 2016

Bis 16. Mai 2016 läuft die Bewerbungsfrist für die Teilnahme am 29. Schwäbischen Kunstsommer. Die Sommerakademie der Schönen Künste ausgerichtet von der Schwabenakademie Irsee verspricht für die Woche von 30. Juli bis 7. August 2016 Fortbildung auf hohem Niveau. In einer Künstlerkolonie auf Zeit steigen die Teilnehmenden aus dem Alltag aus und widmen sich ganz der Kunst.

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Elf international renommierte Künstlerinnen und Künstler leiten in interdisziplinärem Rahmen ihre Meisterklassen. Für Malerei, Bildgeschichten und Druckgrafik stehen in diesem Jahr Thomas Bechinger (Stuttgart), Helge Leiberg (Berlin), Ulrike Steinke (Leipzig) und Volker Lehnert (Stuttgart). Textilkunst und Fotografie unterrichten Mirjam Pet-Jacobs (Waarle/Niederlande) und Judith Samen (Mainz). Daniela Seel (Berlin) und Gert Heidenreich (Seefeld-Hechendorf) vertreten die Literatur, Jochen Heckmann (Zürich/Schweiz) und Samuel Delvaux (Liège/Belgien) den zeitgenössischen Tanz.

Qualität, Kontinuität und Innovation, der Dialog der Künste und Generationen gehören zu den Leitgedanken des Schwäbischen Kunstsommers.

Im Bereich Literatur werden in diesem Jahr zwei Meisterklassen angeboten: zu Lyrik und Prosa.

 

Komplexe Kästen. Eine Schreibwerkstatt zum Prosagedicht

Lyrik mit Daniela Seel

„Mein lieber Freund, ich schicke Ihnen eine kleine Arbeit, von der man nicht sagen sollte, sie besitze weder Kopf noch Schwanz. Das wäre ungerecht, da doch, im Gegenteil, alles an ihr zugleich Kopf und Schwanz ist, und zwar abwechselnd und jeweils aufeinander bezogen.“ So beschrieb Charles Baudelaire seinem Verleger die Prosagedichte, die er 1869 veröffentlichte.

Wir wollen uns in der Meisterklasse mit den Möglichkeiten dieser verblüffenden literarischen Form beschäftigen. Was hat es mit den harmlos aussehenden Textkästen auf sich, die keine Zeilenbrüche haben, aber doch nicht wie Prosa funktionieren? „Menschen gehen normalerweise nicht in Deckung, wenn man sie mit ein oder zwei Prosaabsätzen konfrontiert“, erklärte der amerikanische Lyriker James Tate die Anziehung des Prosagedichts.

Eröffnen wir ein gemeinsames Box Office (Uljana Wolf), um diese Form zu untersuchen! Am Vormittag lesen wir ausgewählte Prosagedichte und arbeiten an den mitgebrachten Texten der Teilnehmenden. Am Nachmittag erforschen wir das Prosagedicht in Schreibübungen und freiem Schreiben. Außerdem sollte genug Zeit sein, um auf spezielle Wünsche einzugehen. Die Teilnehmerzahl ist auf zwölf begrenzt.

Teilnahmebedingungen

Interesse am Schreiben und Spiel mit literarischen Formen, Bereitschaft, sich auf eine Werkstattsituation einzulassen. Bis zu vier fertige Texte können für die Werkstattarbeit mitgebracht werden.

Bewerbungsunterlagen

Einzureichen sind bis zu acht Gedichte, wobei es sich nicht um Prosagedichte handeln muss, sowie eine Kurzvita.

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Erzählen ist verschweigen

Prosa mit Gert Heidenreich

In einer Gruppe an den literarischen Texten der Teilnehmer zu arbeiten, setzt voraus, dass alle Beteiligten einige Bedingungen akzeptieren: die Bereitschaft zu unvoreingenommener Kritik, die wechselseitige Respektierung und den Wunsch, dass nicht nur der eigene Text am Ende der Bemühungen besser sein möge als zu Beginn. Wir arbeiten nicht auf Veröffentlichung hin, sondern treten in einen intimen Prozess ein, der jeden von uns verletzlich vorfindet. Umso wichtiger ist es, dass die Arbeit nicht als Wettbewerb um den eindrücklichsten Text verstanden wird. Es geht um Entscheidungen – nicht nur bei Stoff, Sujet und Form, sondern bei jedem Wort, ja jedem Satzzeichen. Am Ende könnte stehen, dass alle entscheidungsfähiger geworden sind, offen dem eigenen Text gegenüber, ohne Verteidigungsreflexe, neugieriger auf die eigene Phantasie – und wachsam gegenüber den unnötigen, darum verderbenden Wörtern. Die Teilnehmerzahl ist auf zwölf begrenzt.

Teilnahmebedingungen

Schreiberfahrung im fiktionalen Bereich (Veröffentlichung keine Bedingung), literarische Neugier, Liebe zur Sprache und zu ihrer Gestaltung.

Bewerbungsunterlagen

Zwei Texte von ca. zwei Seiten (maximal 4.000 Zeichen inkl. Leerzeichen). Jede Form möglich, Kurzprosa, Monolog, Romanauszug. Eventuell eine kurze Erläuterung des Projekts.

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