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06.03.2014, 14:15 Uhr
Frank Piontek
Jean-Paul-Reihe
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Jean Paul selbst nannte seinen Debütroman eine „geborne Ruine“: Frank Piontek liest „Die unsichtbare Loge“ von Jean Paul, Tag für Tag, von der ersten bis zur letzten Seite, und bloggt darüber.

Logen-Blog [369]: Halbtrauer kleidet, Volltrauer heilt

Hätte die trauernde Beata 1791/92 dieses Halbtrauer-Gewand aus dem aktuellen Modemagazin, dem Journal des Luxus und der Moden, angezogen, wäre sie vollkommen up to date gewesen. Da sie aber voll trauert und nicht halb, müssen wir uns die lächelnde Dame in totalem Schwarz vorstellen.

Beata, die Schwärmerin, passt wirklich trefflich zu Gustav – denn auch sie ergießt sich förmlich in den lebensverneinenden Schmerz: Du treibest, sagt der Erzähler, mit deinen fieberhaften Schlägen freilich dein Blut zu reißend um und spülest mit deinen Güssen Ufer, Blumen und Leben fort – aber „Jean Paul“ ist denn doch lebensklug genug, um in dieser Trauer mehr zu sehen als eine gottserbärmliche Tränenproduktion. Beatas Sosein ist nämlich, humoralpathologisch betrachtet, autotherapeutisch nur gut: da ansonsten das phlegmatische Getriebe aus dem stehenden Wasser des Blutes bloßen Fett-Schlamm anlegen würde.

Die heitere Dame in Halbtrauer aber sieht nicht so aus, als müsste sie derartige Empfehlungen noch extra beherzigen.

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