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21.04.2013, 13:09 Uhr
Frank Piontek
Jean-Paul-Reihe
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Jean Paul selbst nannte seinen Debütroman eine „geborne Ruine“: Frank Piontek liest „Die unsichtbare Loge“ von Jean Paul, Tag für Tag, von der ersten bis zur letzten Seite, und bloggt darüber.

Logen-Blog [134]: Deutsche Literaturlandschaften

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Unglaublich, aber wahr: das Titelbild des schönen, aktuellen Buches zu den Deutschen Literaturlandschaften (herausgegeben vom gleichnamigen Verein) zeigt tatsächlich – Joditz, die geistige Geburtsstätte unseres Dichters.

In der Ausgabe der Zeitschrift Politik & Kultur, die auch über den Jean-Paul-Wanderweg berichtet hat (pdf-Download), entdecke ich einen Artikel Hilde Rektorscheks, der Vorsitzenden des Bundesverbandes Deutsche Kulturloge e.V. Abgesehen davon, dass Kultur nicht immer ohne Schecks funktioniert, ist die Idee faszinierend:

Die KULTURLOGE ermöglicht Menschen mit wenig Geld den kostenlosen Besuch von kulturellen Veranstaltungen.

Die regionalen KULTURLOGEN vermitteln nicht verkaufte Eintrittskarten, die Kulturveranstalter zur Verfügung stellen, in einem persönlichen Telefongespräch an die Kulturgäste.

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer lassen beim Veranstalter die Karten an der Abendkasse auf den Namen des Gastes hinterlegen.

So steht es auch auf der Homepage des Verbandes. Die Sichtbare Kulturloge sorgt dafür, dass leere Plätze nicht frei bleiben, alte und arme Menschen ins Theater und ins Konzert gehen können, wieder fühlen, was reale Kultur bedeutet.1 Eine schöne Idee, zweifellos – und gestern war der Blogger bei einer Literaturloge zu Gast: einer ziemlich offenen, denn jeder kann Mitglied des Vereins „Deutsche Literaturlandschaften“ werden und einmal im Jahr an einer Exkursion in eine Literaturstadt teilnehmen. Diesmal traf es eben Bayreuth und Jean Paul; die Arbeit des Bloggers kam auch der Festrede zugute – denn er hat festgestellt, dass es eines ist, Romane von Jean Paul in relativ kurzer Zeit zu lesen und sich ein Urteil zu bilden, oder sie im Schneckentempo zu studieren und in jene Tiefen zu dringen, die eine Festrede erst interessant machen. Die Loge hatte auch da ihren guten Platz: mitten im Leben der reisenden Literaturfreundinnen und -freunde, diesen Angehörigen einer literarischen Kulturloge, die auf den irdischen und geistigen Spuren des Menschen und Dichters wandelten.

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[1] Vergessen wir mal die schier uferlose wie unabschließbare Diskussion, die in den letzten Jahren und immer wieder über diesen Begriff geführt wird, und ignorieren wir mal den bekannten Satz: „Wenn ich das Wort 'Kultur' höre, entsichere ich meinen Browning“. Diese Sentenz stammt zwar von einem bekennenden Nazi, entbehrt aber – Entschuldigung – nicht der objektiven Komik, wenn man ihn einmal ironisch liest.

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