Info
Geb.: 20.12.1890
Gest.: 9. 2.1972 in New York

Bella Fromm

Die jüdische Journalistin Bella Fromm wird 1890 in Nürnberg geboren. Ihre engen Kontakte in die höheren Kreise der Berliner Gesellschaft nutzt Fromm für ihre Berichterstattung als Gesellschaftsreporterin. Früh erkennt sie die totalitären Tendenzen des Nationalsozialismus und thematisiert nach ihrer Flucht in die USA ihre Erlebnisse in der Berliner Oberschicht der 1930er Jahre. Bella Fromm stirbt am 9. Februar 1972 in New York.

Werdegang

Bella Fromm wächst als Tochter einer wohlhabenden Weinhändlerfamilie in Kitzingen, Unterfranken, auf. 1911 heiratet sie den Berliner Kaufmann Max Israel, mit dem sie eine Tochter bekommt. 1919 lässt sie sich von ihrem ersten Ehemann scheiden. Durch die folgende Inflation verliert Bella Fromm ihr Vermögen, das Unternehmen ihres zweiten Ehemanns Karl Julius Steuermann geht bankrott. Durch Freunde und Kontakte zum Ullstein Verlag, beginnt sie als Journalistin zu arbeiten, um sich ihren Lebensinhalt zu verdienen. Bella Fromm schreibt als Lokaljournalistin für das Grunewald Echo sowie als Sportreporterin für das 12 Uhr Blatt, die Hamburger Zeitungen und für das Clubblatt des Tennisvereins Rot-Weiß. Als Gesellschaftsreporterin verfasst sie zudem Texte für das 12 Uhr Blatt, die B.Z. am Mittag, den Berliner Börsenkurier und die Vossische Zeitung, in der sie eine Kolumne mit dem Titel Berliner Diplomaten verfasste. In der Rolle einer Journalistin, die in den gehobenen Kreisen der Gesellschaft verkehrt, ist sie in der Lage sich selbst ein Bild von der politischen Lage im Berlin der 30er Jahre zu machen. 

Als Jüdin wird Bella Fromm 1934 von der nationalsozialistischen Regierung mit einem Berufsverbot belegt. Aufgrund ihrer guten Vernetzung als Reporterin pflegt sie enge Kontakte zu ausländischen Diplomaten, welche sie nutzt, um Visa für Juden und Jüdinnen zu besorgen, die zur Flucht gezwungen werden. Im September 1938 verlässt auch Fromm Deutschland und übersiedelt nach New York, wo sie zunächst als Näherin, Serviererin und Sekretärin arbeitet. Dort heiratet sie den Arzt Peter Wolfheim. Nach dem Zweiten Weltkrieg besucht Bella Fromm Deutschland regelmäßig. 

Wichtige Werke (Auswahl)

Ein befreundeter Journalist veranlasst sie dazu, ihre Erlebnisse im nationalsozialistischen Berlin als Tagebuch aufzuschreiben und zu veröffentlichen. 1942 veröffentlicht Bella Fromm daher das Buch Blood and Banquets – A Berlin Social Diary 1933-1938, das in den USA ein Bestseller wird. Das auf den Tagebüchern Bella Fromms basierende Buch schildert den Aufstieg des Nationalsozialismus und das langsame Eindringen der NS-Ideologie in die höchsten Kreise der deutschen Gesellschaft. 1993 veröffentlicht der Rowohlt Verlag unter dem Titel Als Hitler mir die Hand küßte eine leicht gekürzte, deutsche Fassung des Buchs. Bella Fromms deutschsprachiger Roman ... und war doch umsonst (alternativer Titel: Die Engel weinen), der sich mit ihren Erfahrungen im amerikanischen Exil auseinandersetzt, erscheint 1961, findet jedoch kaum Beachtung.

Stil / Rezeption

Das mit A Berlin Social Diary untertitelte Buch Blood & Banquets avanciert zum „New York Times“- Bestseller. Wenngleich Fromm das Buch ausgehend von ihren persönlichen Beobachtungen verfasst, wird dieses vor der Veröffentlichung stark bearbeitet. Während einige Historikerinnen und Historiker das Buch als wichtige Quelle der NS-Zeit betrachten, bezweifeln andere die Authentizität des Tagebuchs. Der Historiker Henry Ashby Turner Jr. identifiziert den Text vielmehr als Memoiren, da sich in Fromms Nachlass keine originalen, in deutscher Sprache verfassten Tagebucheinträge finden und die Ereignisse vermutlich teilweise rekonstruiert wurden, woraus Nea Matzen folgert, dass das Tagebuch als Quelle für wörtliche Zitate nicht verwendet werden kann. 

Eine besondere Bedeutung kommt Bella Fromm als politische Figur in den USA zu, wo sie sich bis zu ihrem Tod um Aufklärung über die Gefahren von Faschismus und Radikalismus bemüht. Der Historiker Jochen Gmehling attestiert Fromm in der FAZ außerdem eine nur selten anzutreffende politische Urteilsfähigkeit, die den Vergleich mit heute viel bekannteren jüdischen Intellektuellen und Totalitarismusforschern wie Hannah Arendt oder Raymond Aron nicht zu scheuen braucht.

Ihren selbst redigierten und teilweise kommentierten Nachlass übergibt sie dem Howard Gotlieb Archival Center der Boston University. 

Preise & Auszeichnungen

Für ihre Bemühungen um die deutsch-amerikanische Freundschaft erhält Bella Fromm 1958 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Carina Jantsch

Sekundärliteratur:

Matzen, Nea (2009): Bella Fromm – Viele Leben in einem: Societylady, Journalistin, Bestsellerautorin im Exil. In: Medien&Zeit 24, 3/2009, S. 28–56.

Turner , Henry Ashby Jr. (2000): Two Dubious Third Reich Diaries. In: Central European History 33, No. 3, S. 415–422.

 


Externe Links:

Literatur von Bella Fromm im BVB

Literatur über Bella Fromm im BVB

Bella Fromm in der Wikipedia 

Verwandte Inhalte