Richard Bletschacher
Richard Bletschacher, 1936 in Füssen im Ostallgäu zur Welt gekommen, wirkt Jahrzehnte lang als Regisseur und Chefdramaturg an der Wiener Staatsoper. Darüber hinaus betätigt er sich als Maler und Schriftsteller, verfasst Opern, Lyrik, Prosa, Essays sowie Kinderliteratur und überträgt u.a. mittelhochdeutsche Lyrik ins Neuhochdeutsche.
Werdegang
Seine Eltern – die Mutter stammt aus Reutte (Tirol), der Vater aus München – betreiben ein Hotel in Füssen. Als junger Mann studiert, malt und schreibt er in dem an das Hotel angegliederten, mittelalterlichen Seilerturm in der Stadtmauer. Die Eltern besitzen überdies ein Haus am nahe gelegenen Hopfensee. Richard Bletschacher besucht zunächst das Gymnasium Füssen, später das Gymnasium Hohenschwangau, wo er mit 17 ½ Jahren seine Abiturprüfung ablegt. Im Oktober 1954 verlässt er seine Heimatstadt, um Rechtswissenschaften, Philosophie und Theater- und Musikwissenschaft in München, Heidelberg, Wien und Paris zu studieren. Mit 23 Jahren schließt er sein Studium erfolgreich mit der Promotion ab, Thema seiner Dissertation ist das Theater des Existenzialismus.
Im Frühjahr 1959 wird Bletschacher Regie- und Dramaturgie-Assistent am Theater in der Josefstadt in Wien. Im Herbst 1959 wechselt er an die Wiener Staatsoper, wo er 37 Jahre als Regisseur und 14 Jahre lang von 1982 bis 1996 als Chefdramaturg wirkt. Inszenierungen führen ihn außer nach Deutschland und Österreich auch zu Gastspielen in alle Welt, u.a. in die USA, nach Kanada, Russland, Japan, Marokko, Griechenland und in den Iran sowie England, Italien und mehrfach in die Schweiz. Richard Bletschacher unterrichtet an der Opernklasse der Universität für Musik und darstellende Kunst und am Max Reinhardt Seminar in Wien und moderiert zahlreiche Sendungen des Österreichischen Rundfunks. 1988 erfolgt die Ernennung zum Professor. Mit 60 Jahren scheidet er aus der Anstellung an der Wiener Staatsoper auf eigenen Wunsch hin aus und lebt und arbeitet seither in Wien und Drosendorf an der Thaya im Waldviertel.
Richard Bletschacher hat bis heute gute Kontakte zu seiner Heimatstadt. Auf seine Anregung hin entsteht die Abteilung für Lauten- und Geigenbau im St. Mang Kloster in Füssen und das Tieffenbrucker-Denkmal am Brotmarkt in Füssen, das an Caspar Tieffenbrucker, den berühmten, aus der Nähe von Roßhaupten stammenden Lautenbauer der Renaissancezeit, erinnert.
Wichtige Werke (Auswahl)
Schon während seiner Arbeit an der Wiener Staatsoper betätigt sich Richard Bletschacher als Maler und Schriftsteller. Er hat ungefähr 20 Opernlibretti verfasst und über 20 Opern aus dem Italienischen, Französischen, Spanischen und Englischen übersetzt sowie Shakespeare-Sonette und mittelhochdeutsche Lyrik ins Neuhochdeutsche übertragen. Zudem hat Richard Bletschacher mehr als 40 Bücher publiziert. Er schreibt Lyrik, Prosa, Essays und Literatur für Kinder und ist Verfasser von Schauspielen und zahlreichen Fachtexten zu Musik und Musikgeschichte. Die Cover seiner Bücher gestaltet Bletschacher, der als Kind Maler und Zeichner werden wollte, überwiegend selbst.
Von besonderer kulturhistorischer und wissenschaftlicher Bedeutung sind die Bücher Apollons Vermächtnis: vier Jahrhunderte Oper (1994), Die Lauten- und Geigenmacher des Füssener Landes (1978/2005) und Die Minnesänger in Bayern und Österreich (2016). Zum lyrischen Werk gehören u.a. die Bände Lebenszeichen (1970) und Augenblicke (1976), in denen auch Gedichte über die Füssener Zeit enthalten sind, ferner der dreibändige Zyklus Richard Bletschacher: Gedichte aus den Jahren 1953 – 2004 (2004), Liederbuch: 1958 – 2004 (2005) und Europäische Lyrik in Übersetzungen (2005) sowie Neunundneunzig Liebesgedichte (2015) und Spätlese (2017).
Wichtige Prosawerke aus der Feder von Richard Bletschacher sind u.a. Die 7 Probleme der Frau Woprschalek (1973), Flugversuche: Erzählungen (1982), Der Grasel: Chronik eines Räuberlebens (1995), Die Verbannung oder die Reise nach Brindisi. Roman (1998), Das Schloss an der Thaya. Roman (2000), Mozart und da Ponte: Chronik einer Begegnung (2004), Illyrien: sieben Erzählungen (2005), Das Leben auf dem Lande: Erzählungen und Gedichte (2011), Wiener Erzählungen (2013), Erzählungen aus dem Abseits (2014), Mein grünes Traumbuch (2016), Aus dem Gebirge: Erzählungen (2016) sowie die Essaybände Essays zu Musik und Musiktheater (2008), Ausflüge. Einundzwanzig Essays die Geschichte, die Literatur und die bildende Kunst betreffend (2010) und Der Blick aus meinem Fenster: Essays (2017). Darüber hinaus sind zahlreiche Beiträge in Anthologien erschienen.
Als seine eigenen Kinder noch klein sind, beginnt Bletschacher mit dem Verfassen von Kinderliedern und Kinderliteratur. Daraus entstehen Milchzahnlieder (1970), Krokodilslieder (1973), Tamerlan: Tyrann von Samarkand und Babylon; seine bescheidenen Anfänge, seine ungeheure Karriere und sein schlimmes Ende fast wahrheitsgetreu berichtet (1973), Der Mond liegt auf dem Fensterbrett (1982) und Zirkuslieder (2003). 2019 legt Richard Bletschacher die autobiografische Erzählung Der Garten der Jugend über seine Kindheit und Jugend in Füssen vor. 2023 erscheinen die Studien zu Philosophie und Geschichte im Hollitzer Verlag.
Stil / Rezeption
Das Richard-Bletschacher-Archiv befindet sich im Archiv der Akademie der Künste, Berlin.
Preise & Auszeichnungen
1997 wird Bletschacher für seine außerordentlichen Verdienste das österreichische Verdienstkreuz verliehen.
Externe Links:
Literatur von Richard Bletschacher im BVB
Richard Bletschacher, 1936 in Füssen im Ostallgäu zur Welt gekommen, wirkt Jahrzehnte lang als Regisseur und Chefdramaturg an der Wiener Staatsoper. Darüber hinaus betätigt er sich als Maler und Schriftsteller, verfasst Opern, Lyrik, Prosa, Essays sowie Kinderliteratur und überträgt u.a. mittelhochdeutsche Lyrik ins Neuhochdeutsche.
Werdegang
Seine Eltern – die Mutter stammt aus Reutte (Tirol), der Vater aus München – betreiben ein Hotel in Füssen. Als junger Mann studiert, malt und schreibt er in dem an das Hotel angegliederten, mittelalterlichen Seilerturm in der Stadtmauer. Die Eltern besitzen überdies ein Haus am nahe gelegenen Hopfensee. Richard Bletschacher besucht zunächst das Gymnasium Füssen, später das Gymnasium Hohenschwangau, wo er mit 17 ½ Jahren seine Abiturprüfung ablegt. Im Oktober 1954 verlässt er seine Heimatstadt, um Rechtswissenschaften, Philosophie und Theater- und Musikwissenschaft in München, Heidelberg, Wien und Paris zu studieren. Mit 23 Jahren schließt er sein Studium erfolgreich mit der Promotion ab, Thema seiner Dissertation ist das Theater des Existenzialismus.
Im Frühjahr 1959 wird Bletschacher Regie- und Dramaturgie-Assistent am Theater in der Josefstadt in Wien. Im Herbst 1959 wechselt er an die Wiener Staatsoper, wo er 37 Jahre als Regisseur und 14 Jahre lang von 1982 bis 1996 als Chefdramaturg wirkt. Inszenierungen führen ihn außer nach Deutschland und Österreich auch zu Gastspielen in alle Welt, u.a. in die USA, nach Kanada, Russland, Japan, Marokko, Griechenland und in den Iran sowie England, Italien und mehrfach in die Schweiz. Richard Bletschacher unterrichtet an der Opernklasse der Universität für Musik und darstellende Kunst und am Max Reinhardt Seminar in Wien und moderiert zahlreiche Sendungen des Österreichischen Rundfunks. 1988 erfolgt die Ernennung zum Professor. Mit 60 Jahren scheidet er aus der Anstellung an der Wiener Staatsoper auf eigenen Wunsch hin aus und lebt und arbeitet seither in Wien und Drosendorf an der Thaya im Waldviertel.
Richard Bletschacher hat bis heute gute Kontakte zu seiner Heimatstadt. Auf seine Anregung hin entsteht die Abteilung für Lauten- und Geigenbau im St. Mang Kloster in Füssen und das Tieffenbrucker-Denkmal am Brotmarkt in Füssen, das an Caspar Tieffenbrucker, den berühmten, aus der Nähe von Roßhaupten stammenden Lautenbauer der Renaissancezeit, erinnert.
Wichtige Werke (Auswahl)
Schon während seiner Arbeit an der Wiener Staatsoper betätigt sich Richard Bletschacher als Maler und Schriftsteller. Er hat ungefähr 20 Opernlibretti verfasst und über 20 Opern aus dem Italienischen, Französischen, Spanischen und Englischen übersetzt sowie Shakespeare-Sonette und mittelhochdeutsche Lyrik ins Neuhochdeutsche übertragen. Zudem hat Richard Bletschacher mehr als 40 Bücher publiziert. Er schreibt Lyrik, Prosa, Essays und Literatur für Kinder und ist Verfasser von Schauspielen und zahlreichen Fachtexten zu Musik und Musikgeschichte. Die Cover seiner Bücher gestaltet Bletschacher, der als Kind Maler und Zeichner werden wollte, überwiegend selbst.
Von besonderer kulturhistorischer und wissenschaftlicher Bedeutung sind die Bücher Apollons Vermächtnis: vier Jahrhunderte Oper (1994), Die Lauten- und Geigenmacher des Füssener Landes (1978/2005) und Die Minnesänger in Bayern und Österreich (2016). Zum lyrischen Werk gehören u.a. die Bände Lebenszeichen (1970) und Augenblicke (1976), in denen auch Gedichte über die Füssener Zeit enthalten sind, ferner der dreibändige Zyklus Richard Bletschacher: Gedichte aus den Jahren 1953 – 2004 (2004), Liederbuch: 1958 – 2004 (2005) und Europäische Lyrik in Übersetzungen (2005) sowie Neunundneunzig Liebesgedichte (2015) und Spätlese (2017).
Wichtige Prosawerke aus der Feder von Richard Bletschacher sind u.a. Die 7 Probleme der Frau Woprschalek (1973), Flugversuche: Erzählungen (1982), Der Grasel: Chronik eines Räuberlebens (1995), Die Verbannung oder die Reise nach Brindisi. Roman (1998), Das Schloss an der Thaya. Roman (2000), Mozart und da Ponte: Chronik einer Begegnung (2004), Illyrien: sieben Erzählungen (2005), Das Leben auf dem Lande: Erzählungen und Gedichte (2011), Wiener Erzählungen (2013), Erzählungen aus dem Abseits (2014), Mein grünes Traumbuch (2016), Aus dem Gebirge: Erzählungen (2016) sowie die Essaybände Essays zu Musik und Musiktheater (2008), Ausflüge. Einundzwanzig Essays die Geschichte, die Literatur und die bildende Kunst betreffend (2010) und Der Blick aus meinem Fenster: Essays (2017). Darüber hinaus sind zahlreiche Beiträge in Anthologien erschienen.
Als seine eigenen Kinder noch klein sind, beginnt Bletschacher mit dem Verfassen von Kinderliedern und Kinderliteratur. Daraus entstehen Milchzahnlieder (1970), Krokodilslieder (1973), Tamerlan: Tyrann von Samarkand und Babylon; seine bescheidenen Anfänge, seine ungeheure Karriere und sein schlimmes Ende fast wahrheitsgetreu berichtet (1973), Der Mond liegt auf dem Fensterbrett (1982) und Zirkuslieder (2003). 2019 legt Richard Bletschacher die autobiografische Erzählung Der Garten der Jugend über seine Kindheit und Jugend in Füssen vor. 2023 erscheinen die Studien zu Philosophie und Geschichte im Hollitzer Verlag.
Stil / Rezeption
Das Richard-Bletschacher-Archiv befindet sich im Archiv der Akademie der Künste, Berlin.
Preise & Auszeichnungen
1997 wird Bletschacher für seine außerordentlichen Verdienste das österreichische Verdienstkreuz verliehen.