Info
Geburtsjahr: 1978
in Eggenfelden
© Susanne Schleyer/Suhrkamp Verlag

Christoph Nußbaumeder

Der Autor und Dramatiker Christoph Nußbaumeder wird 1978 im niederbayerischen Eggenfelden geboren. Nach seinem Abitur und anschließenden Zivildienst in Regensburg, arbeitet er in einer Automobilfabrik in Pretoria/Südafrika. Während seines Zivildiensts verbringt er bereits viel Zeit am Theater, da er nebenbei dort arbeitet und bei der Regie hospitiert. Von 1999 bis 2004 studiert er Rechtswissenschaften, Neuere Deutsche Literatur und Geschichte an der Humboldt-Universität sowie FU Berlin. Neben dem Studium assistiert er als Location Assistant bei verschiedenen Theater- und Filmproduktionen, u.a. bei den Kinofilmen Duell – Enemy at the Gates und The Bourne Supremacy. Seit 2004 ist er als freiberuflicher Autor tätig. 2005 nimmt er am International Residency for Emerging Playwrights des Royal Court Theatre London teil. Zu diesem Anlass lädt das Theater regelmäßig aufstrebende Dramatiker aus der ganzen Welt ein, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, im Theater ein neues Stück zu entwickeln. Nußbaumeder lebt in Berlin.

Christoph Nußbaumeder hat sowohl Kurzprosa in Anthologien veröffentlicht als auch Theaterstücke geschrieben. Seine Stücke werden u.a. bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen, an der Berliner Schaubühne, am Schauspielhaus Bochum, am Schauspiel Köln und an den Berliner Sophiensälen uraufgeführt. Seine Dramen zeichnet aus, dass er die Figuren psychologisch ergründet, realitätsnahe Dialoge entwirft und durch den Anspruch geprägt sind, Gesellschaftskritik zu üben. Beispielsweise handelt das Drama Das Wasser im Meer (UA: 13. Mai 2016) von ererbter Lebensgeschichte am Beispiel der aus der Tschechoslowakei vertriebenen Sudetendeutschen und greift damit Debatten u.a. um den Begriff Heimat, gesellschaftliches Außenseitertum und Heimatlosigkeit auf. In Von Affen und Engeln (UA: 13. Mai 2015) zeichnet Nußbaumeder ein zeitgenössisches Bild einer Arbeitswelt zur Weihnachtszeit, in dem die Menschen vor dem Hintergrund des Kapitalismus sowohl um ihr eigenes Einkommen als auch um Liebe und ihre Würde ringen.

Insbesondere sein 2010 uraufgeführtes Stück Eisenstein (UA: 26. September 2010) wird zahlreich nachgespielt. Als Erweiterung dieses Dramas erscheint 2020 sein Debütroman Die Unverhofften im Suhrkamp Verlag. Diese Familiensaga aus dem Bayerischen Wald erstreckt sich über vier Generationen, von Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute. Neben familiären Geschehnissen und Geheimnissen werden die Familienmitglieder Zeugen der Kämpfe der deutschen Arbeiterbewegung, der Kriegswirren, des Nationalsozialismus und der Klimakrise.

Christoph Nußbaumeder hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. So wird er 2005 für sein erstes Drama Mit dem Gurkenflieger in die Südsee (UA: 3. Juni 2005) für den österreichischen Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Bester Nachwuchs“ nominiert. Mit diesem Drama gewinnt er im Jahr zuvor den Stückewettbewerb der Berliner Schaubühne. 2016 erhält der Dramatiker den Förderpreis der IBK für sein Drama Das Fleischwerk (UA: 12. September 2015). In einem Auszug der Jurybegründung heißt es:

Im Fleischwerk zeigt sich einmal mehr, was Nußbaumeders dramatisches Schaffen charakterisiert. Es sind die Sujets, deren Protagonisten die sogenannten „kleinen Leute“ sind, die Benachteiligten, die Gefährdeten, die Scheiternden, die Außenseiter. Es ist eine radikale Sprache, die Einfachheit, Klarheit, Kraft und Poesie vereinigt, die einen süddeutschen Sound hat, aber keine Dialektsprache ist, die nie „tümelt“ und nie im Milieu verhaftet ist – die das sozialkritische Drama vor Konventionalität schützt. Es ist der Klang der Zeitgenossenschaft, in dem die antiken Vorbilder nachhallen.