Info
Geb.: 21. 1.1839 in Waldsassen
Gest.: 19.1.1919 in Köln
Namensvarianten: Josef Baierlein

Joseph Baierlein

Der Sohn eines Volksschullehrers beginnt ein Studium der Rechtswissenschaften, das er jedoch aus finanziellen Gründen wieder aufgeben muss, ist danach im bayerischen Justizdienst tätig und tritt 1860 als Freiwilliger in die Armee des Königs Franz II. von Neapel ein. Er nimmt teil an der Verteidigung der Festung Gaeta (1860/61) gegen die anrückenden Truppen Garibaldis. Nach der Kapitulation des Königs beider Sizilien und der Auflösung von dessen Armee begibt er sich auf ausgedehnte Reisen, die ihn durch weite Teile Europas, durch Nordafrika und Nord- und Südamerika führen. Er arbeitet als Journalist, Zeitungsredakteur und freier Schriftsteller, kehrt dann für kurze Zeit Ende der 1860er-Jahre in den Staatsdienst zurück, ins oberpfälzische Vilseck, wo 1869 seine Tochter Marie – die später als Jugenderzählerin gewisse Bekanntheit erlangen sollte – geboren wird. Beständig auf der Suche nach Erwerbsmöglichkeiten, bleibt sein Leben unstet: 1874 lässt er sich in der Schweiz nieder, 1890 übersiedelt er nach Aschaffenburg, schließlich 1909 nach Köln zu seiner Tochter.

Seit den frühen 1890er-Jahren entfaltet Baierlein eine große literarische Produktivität als Jugend-, Abenteuer-, Unterhaltungs- und Heimatschriftsteller. Viele seiner gut 50 Romane und Erzählungen erleben mehrere Auflagen. Sie erscheinen bei renommierten Verlagen, etwa bei Schmidt & Spring und der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart, bei Manz und Habbel in Regensburg, bei Hillger in Berlin, innerhalb weit verbreiteter Reihen: „Indianer- und Seegeschichten“ (Manz), „Jugendbibliothek“ bzw. „Volks- und Jugendbibliothek“ (Schmidt & Spring), „Für Herz und Haus! Familienbibliothek“ (Habbel), „Deutsche Roman-Bibliothek“ (Deutsche Verlagsanstalt), „Kürschners Bücherschatz“ (Hillger) oder „Um den Erdball“ (Verlagshaus für Volksliteratur und Kunst, Berlin); für die zwölfbändige Serie der „Jugendbücherei“, die der Verlag Habbel zwischen 1906 und 1917 herausbringt, verfasst er sogar alle Titel.

Inspiration bieten die eigenen Erlebnisse und Reiseerfahrungen. In dem autobiographisch gefärbten Roman Von Feldkirch bis Gaeta (1891) verarbeitet er seine Beobachtungen als Soldat, in den „Erzählungen für die Jugend“ Im Wüstensand (1909) und Das Kastell in der Kiloa-Bucht (1915) seine Eindrücke in Nordafrika. Gerade auch in der Geburtslandschaft, der „nach Waldesluft und Tannenharz duftenden Oberpfalz“, die er in der Erzählung Der Vorsteher von Katzenreuth (1896) beschwört, findet Baierlein die Stoffe und Motive seiner belletristischen Werke, in „Dorfgeschichten“ (Winkler) wie Der Bilwitzschneider (1899), Hui und Pfui (1902) und Der Tropfen (1908).

Nach seinem Tod ist Baierlein weitgehend in Vergessenheit geraten. Nur wenige, kurze Einträge finden sich in biographischen und literaturwissenschaftlichen Lexika jüngerer Zeit; lediglich vier Titel haben noch zwischen 1957 und 1971 bei Habbel in Regensburg und im Oberpfalzverlag Laßleben in Kallmünz Neuauflagen erlebt.