Info
Geb.: 22. 6.1886 in Rieden am Forggensee
Gest.: 9.12.1967 in Rieden am Forggensee
© privat

Egidius Scholz

Der 1886 geborene Zimmermann, Jäger, Hirte und Wegmacher Egidius Scholz verbringt – bis auf die Soldatenzeit im Ersten Weltkrieg und einen vier Jahre dauernden Aufenthalt in Kaufering – die gesamte Zeit seines Lebens in seinem Geburtsort Rieden bei Füssen (seit 1954 Rieden am Forggensee). Er ist beim Lechbau beschäftigt und dient ab 1936 als Reiseführer für die KdF-Feriengäste (Organisation Kraft durch Freude). In den Anfangszeiten des auf­kommenden Tourismus wirkt er aktiv beim Fremdenverkehrsverein mit, hilft Ruhebänke aufzu­stellen und Wanderwege anzulegen. Durch die Vermietung von Gästezimmern kann Egidius Scholz sein bescheidenes Einkommen aufbessern.

In dieser Zeit entstehen seine ersten, auch für die Gäste geschriebenen Gedichte, deren Thema meist ein Lob auf die Schönheit seiner Heimat ist. Als Egidius Scholz 1967 stirbt, geht ein Großteil seiner Aufzeichnungen leider verloren. Die wenigen, noch erhaltenen Gedichte sind in Spuren, die Geschich­te erzählen. Chronik der Pfarrgemeinde Rieden am Forggensee (2013), verfasst von Annemarie Dolesch und Karolina Eberle, abgedruckt.

Eines ist das Anfang der 1950er-Jahre geschriebene Gedicht „Faulensee“, in dem Egidius Scholz davon schwärmt, wie schön das Baden im idyllisch gelegenen Faulensee ist. In den 1940er-Jahren entsteht sein Gedicht „Hoch Schwarzenbach“ über das beliebte Gasthaus Schwarzenbach in Dietringen, das 1954 durch den Aufstau des Lechs zum Forggensee in den Fluten verschwindet. Es wird an der Bundes­straße 16 mit einmaligem Blick auf den Forggensee neu erbaut. 1954 schreibt Egidius Scholz sein Glockengedicht über die Glockenweihe in Rieden. Er hält in diesem Gedicht fest, wie sehr sich die Pfarr­gemeinde nach einem neuen Kirchengeläute sehnt. Das ebenfalls noch erhaltene Gedicht „Osterreinen am Forggen­see“ verfasst er nach 1954.

 

Glockengedicht (1954)

Dem schmucken Dorfkirchlein in Rieden
ist der schon längst ersehnte Wunsch beschieden.
Durch Pfarrer und opferspendige Leute
bekommen wir wieder ein neues Kirchengeläute.
Durch zwei unvernünftige Kriege kam es soweit,
dass auch unsere Glocken wurden geraubt und entweiht.

Die Pfarrgemeinde erwartet den Tag voller Freud,
wenn die drei Glocken werden eingeweiht.
Wenn wieder vom Kirchturm sie läuten, so klar und rein,
laden sie den Christ zum Gebet nun ein.
Sie werden auch ertönen zu jeder Zeit,
ob Trauertag oder Festlichkeit.
Wir wollen auch hoffen in baldiger Zeit,
dass unsere Glocken den Frieden einläut’.

Drum denk auch öfter daran am Stundenschlag,
welcher der letzte wohl sein mag.
Drum bitten wir Gott, dass er sie verschon,
vor Kriege und neuer Atom.
Sie sollen uns geben das letzte Geleit
nach St. Urban in die Ewigkeit.

 

Hoch Schwarzenbach

Dietringen ist ein kleiner Ort
und doch ist‘s dort so schön.
Es war stets unser liebster Sport
recht oft dort hin zu gehn.

Wir waren dort so wie daheim,
es waren gute Leute.
So friedlich war es dort zu sein
und ist es auch noch heute.

Die junge Frau, so zart und fein
begrüßt die lieben Gäste.
Was man will, bringt sie herein
und nur das Allerbeste.

Der Wirt geht seiner Arbeit nach
genau nach Väter Sitte.
Er kennt sich aus in seinem Fach
und braucht nicht sagen: Bitte.

Doch weil wir alte Knaben sind,
zum gehen viel zu faul.
Das Beste, was man an uns find,
das ist halt noch das Maul.

Die Gurgel wäre auch noch gut,
noch besser als der Magen.
Doch sieben Liter Bier, die tut
er gerne noch ertragen.

Doch alle Tage geht das nicht,
es fehlen die Finanzen
und der Finanzminister spricht:
füll mit Wasser Deinen Ranzen.

So leben wir halt alle Tag
bald besser und bald minder.
Es sauft ein jeder, was er mag
und das ist viel gesünder.

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.


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