Info
Geb.: 18. 8.1901 in Heidelberg
Gest.: 27.11.1989 in München
Foto Oktober 1954 (Bayerische Staatsbibliothek/Timpe)
Namensvarianten: Andreas Heldt (Ps.)
Wirkungsorte:
Wildpoldsried

Erich Pfeiffer-Belli

Erich Pfeiffer-Belli stammt aus einer wohlhabenden, alteingesessenen Frankfurter Familie, in der Kunst, Literatur und Theater eine wichtige Rolle spielen. Das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium verlässt er 1918 ohne Abitur. Er selbst hat zunächst keine konkreten Vorstellungen bezüglich seiner beruflichen Zukunft. Dass aber kein Kaufmann aus ihm werden wird, wie es sein Vater vorschlägt, wird bald klar. Prägenden Einfluss dagegen hat das Studium am Bauhaus in Weimar bei Johannes Itten von 1920 bis 1922 und die Ausbildung in der dortigen Buchbinder­werkstatt bei Paul Klee. Es folgen Studien der Kunstge­schichte an der Universität Frank­furt sowie verschiedene Jobs und Volontariate. 1929 geht Erich Pfeiffer-Belli nach Königsberg, zunächst als Dramaturg bei Fritz Jessner am Neuen Schauspielhaus. Bald darauf beginnt seine journalistische Laufbahn als Kulturredakteur und Theaterkritiker bei der Königsberger Hartungschen Zeitung. Seine 1926 geschlossene Ehe mit Lotti Clara Stern wird bereits 1930 wieder geschieden. Aus dieser Ehe stammt die 1928 geborene Tochter Silvia, die mit ihrer Mutter in die USA übersiedelt.

Erich Pfeiffer-Belli arbeitet nach der Schließung der Königsberger Hartungschen Zeitung durch die National­sozialisten als Feuilletonchef beim Stuttgarter Neuen Tagblatt und beim Berliner Tageblatt, als Kulturredakteur der Frankfurter Zeitung und von 1941 bis 1943 als Kulturkorrespondent der Frank­furter Zeitung in Düsseldorf. Gegen Kriegsende verlässt er Frankfurt, um sich, seine zweite Frau Lili und den ge­mein­samen, 1940 geborenen Sohn Christian vor den Bombenangriffen in Sicherheit zu bringen. Bis März 1950 wohnt die Familie in Wildpoldsried im Oberallgäu und kommt dort zur Ruhe. „Langsam wurde uns diese Allgäuer Welt vertraut, die voller Melodien ist, sehr starken und sehr zarten, voller Intimität und beladen fast mit Weite. Hier konnte ich an den Wochenenden Atem schöpfen nach den Münchner Bombennächten“ (Autobiographie 1986, S. 266). Erich Pfeiffer-Belli lebt während der Woche in München, wo er für das Feuilleton der Münchner Neuesten Nachrichten schreibt. Im letzten Kriegswinter wird er zur Arbeit in einer Nördlinger Munitionsfabrik zwangsver­pflichtet.

Nach Kriegsende ist Erich Pfeiffer-Belli zunächst für die amerikanische Press Control in München tätig, später für die Neue Zeitung, das Münchener Tagebuch, den Südwestfunk und den Berliner Tagesspiegel. 1950 kann er seine Frau Lili und seinen Sohn nach München holen, nachdem er eine passende Wohnung gefunden hat. Als Kunstkritiker schreibt er hauptsächlich für die Süddeutsche Zeitung. 1962 trennt er sich von seiner zweiten Frau, sieben Jahre später stirbt sie. Sein Sohn Christian gründet eine eigene Familie in München und macht sich als Fachautor in seinem Spezialgebiet, der Welt der Uhren, einen Namen. Seine Tochter Silvia Tennenbaum, zu der Erich Pfeiffer-Belli ab den 1950er-Jahren wieder verstärkt Kontakt hat, wird Schriftstellerin. In ihrem Roman Yesterday's Streets (1981) hat sie das Schicksal ihrer Frankfurter Familie literarisch verarbeitet. Im Juni 1969 heiratet Erich Pfeiffer-Belli ein drittes Mal; seine Frau Inge ist fast dreißig Jahre jünger als er und arbeitet beim Goethe-Institut in München.

Erich Pfeiffer-Belli tritt auch als Autor und Herausgeber in Erscheinung. Seine Erzählung Diana in Florenz (1928) liegt als Privatdruck für die Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft vor. Daneben veröffentlicht er verschiedene Erzählungen und Novellen, u.a. Der kleine Mozart weint (1934), Sylvia (1936), Die Reise nach Chur (1941), Das Hauskonzert (1948) und das unter dem Pseudonym Andreas Heldt erschienene Buch Besuch bei mir selbst: Episteln und Betrachtungen (1949).

1958 gibt Pfeiffer-Belli Geistige Welten heraus, eine Auswahl von Schriften des Schriftstellers und Philosophen Rudolf Kassner, zu dem er eine besondere Beziehung hat und den er in seiner Autobiographie als zweiten Vater bezeichnet. Eine Hommage an seinen Lehrmeister am Bauhaus Weimar Paul Klee ist die Bildbiographie Klee (1964). 1969 folgt das vielbeachtete Standardwerk Rundgang durch die Alte Pinakothek München. Drei Jahre vor seinem Tod erscheint seine Autobiographie Junge Jahre im alten Frankfurt und eines langen Lebens Reise (1986).

Erich Pfeiffer-Bellis literarischer Nachlass liegt im Deutschen Literaturarchiv in Marbach.

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

https://frankfurter-personenlexikon.de/node/756


Externe Links:

Literatur von Erich Pfeiffer-Belli im BVB

Literatur über Erich Pfeiffer-Belli im BVB

Erich Pfeiffer-Belli in der Wikipedia

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