Info
Geb.: 11. 6.1965 in Pfronten
© Maximilian Goedecke

Martina Hefter

Martina Hefter, geboren 1965 in Pfronten und dort aufgewachsen, ist eine in Leipzig lebende Schriftstellerin und Performancekünstlerin. Für ihre Lyrik und Prosa wird sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Lyrikpreis Meran, dem Lyrikpreis München und 2024 mit dem Deutschen Buchpreis für ihren Roman Hey guten Morgen, wie geht es dir?. 

Werdegang

Martina Hefter wächst in Pfronten im Ostallgäu auf und absolviert ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Seit 1997 lebt sie in Leipzig, wo sie als freie Autorin und Künstlerin kontinuierlich an der Schnittstelle von Literatur und Performance arbeitet. 

Wichtige Werke (Auswahl)

In Martina Hefters Debütroman Junge Hunde (2001) geht es um die Liebesgeschichte zwischen einer westdeutschen Tanzstudentin und einem ostdeutschen Taxifahrer im Leipzig der späten 1990er Jahre. Es folgen die beiden Prosawerke Zurück auf Los (2005) über das Ende einer Liebe in einem Alpenhotel und Die Küsten der Berge (2008) über eine Urlaubsreise nach Rügen, die Allgäuer Heimat und eine verschwundene Jugendfreundin. 

In den Folgejahren macht sich die Autorin vor allem als Lyrikerin einen Namen. Ihr Debütband Nach den Diskotheken erscheint 2010. Es folgen die beiden Gedichtbände Vom Gehen und Stehen (2013), in dem die Autorin den alltäglichen Bewegungsreichtum im privaten und im öffentlichen Raum reflektiert und problematisiert, und Ungeheuer (2016) über Selbstliebe und das Verhältnis zu Angst, Arbeit und der eigenen Identität. Positiv äußert sich die Fachkritik auch über die lyrische Annährung der Autorin an das Thema Pflegeheim im Lyrikband Es könnte auch schön werden (2018). Ausgehend von den Besuchen der Ich-Erzählerin bei ihrer im Pflegeheim lebenden Schwiegermutter geht es in den fünf Kapiteln des Buchs „Es könnte auch schön werden“, „Brief“, „Ich erzähl’s euch, meinen Freunden“, „Halbtotengespräche“ und „Materialien“ um den Alltag im Pflegeheim, um Krankheit, Hilflosigkeit, Alter und Tod. 

Martina Hefters 2021 erschienener Gedichtband In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen enthält die fünf Langgedichte „Essays über Pflanzen. Stilleben“, „Flammen (Sage)“, das titelgebende „In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen“, „Linn Meier († 2019)“ und „Geistern“, die sich facettenreich und kritisch mit der Zerstörungskraft von Konsumorientiertheit, Kapitalismus und Kolonialismus befassen. Formal und sprachlich besonders eindrücklich ist der Monolog einer magersüchtigen Teenagerin in „Linn Meier († 2019)“, deren Denken sich obsessiv ums Hungern, Kalorienzählen und Körperkontrolle dreht, wobei ihre Lebenswelt mit Hungersituationen in der Welt kontrastiert wird.

2024 kehrt Martina Hefter nach 16 Jahren mit ihrem Roman Hey guten Morgen, wie geht es dir? zur Prosa zurück. Die Geschichte der Künstlerin Juno, die ihren kranken Ehemann Jupiter pflegt und die in Nächten der Schlaflosigkeit beginnt, mit sogenannten Love-Scammern zu chatten, verhandelt Themen wie Vertrauen, Täuschung, Altern, Kolonialismus und die Sehnsüchte der Protagonistin.

Viele ihrer Texte setzt Martina Hefte selbst und in Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern in eigenständigen Bühnenarbeiten szenisch um, oft befassen sich ihre Performances mit politisch und gesellschaftlich relevanten Themen. Soft War (Premiere 2024, Residenz Schauspiel Leipzig) greift die Thematik Love-Scamming aus dem Roman Hey guten Morgen, wie geht es dir? auf. Die Performance Linn Meier (+2019) über die Magersucht einer Jugendlichen wird auf der Bühne der Cammerspiele Leipzig aufgeführt. Audiowalk Flammen bezieht sich auf Hefters Langgedicht „Flammen“ aus dem Buch In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen und in Wir arbeiten daran: Es könnte auch schön werden fragt die Autorin nach dem persönlichen und gesellschaftlichen Umgang mit Alter, Gebrechlichkeit und Tod.

Stil / Rezeption

Martina Hefters Texte zeichnen sich durch eine poetische Sprache, formale Experimentierfreude und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit alltäglichen wie existenziellen Themen aus. Sie verwebt philosophische, soziale und mythologische Aspekte zu einem vielschichtigen literarischen Geflecht. 

Über ihren 2010 erschienenen Debütband Nach den Diskotheken schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (24. Juli 2010), die Autorin „lotet die Ähnlichkeiten von Körper und Sprache, von Tanzen und Denken aus, lässt die Körper denken und das Sprechen tanzen“. Über den Roman Hey Guten Morgen, wie geht es dir? schreibt Daniel Kehlmann in der Süddeutschen Zeitung (28. Dezember 2024): „Ein so trauriges und zugleich witziges Buch, so elegant und zart, wie ich es nicht nur auf Deutsch lange nicht gelesen habe, ein Roman über Krankheit und Alter und Einsamkeit und das Internet und die Schönheit der Fiktionen. Einen würdigeren Gewinner des Deutschen Buchpreises hat es lange nicht gegeben“. 

Preise & Auszeichnungen

2008 erhält Martina Hefter den Lyrikpreis Meran und 2018 den Lyrikpreis München. Ihr bisher erfolgreichstes Werk, der Roman Hey Guten Morgen, wie geht es dir?, wird 2024 mit dem Deutschen Buchpreis als Roman des Jahres ausgezeichnet. Die Jury würdigt das Werk als klug choreografierten Roman, der den zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen verbindet. Für den Roman erhält sie 2024 zudem den Wiesbadener Literaturpreis, den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds (auch für ihr lyrisches Gesamtwerk), sowie den internationalen Prix Grand Continent, der die Übersetzung und Verbreitung in fünf europäischen Ländern fördert. Der Roman wird auch für den Bayerischen Buchpreis nominiert. 

Tätigkeiten im literarischen Betrieb

Martina Hefter kuratiert und organisiert ehrenamtlich eine Lesereihe im Leipziger Kulturclub „Besser Leben“.

Verfasst von: Digitaler Literaturatlas von Bayerisch Schwaben DigiLABS / Rosmarie Mair, M.A.

Sekundärliteratur:

„Martina Hefter“ in: Munzinger Online/Personen, URL: https://online.munzinger.de/document/00000033584 (abgerufen am 15.5.2025).

Bers, Anna; Trilcke, Peer (Hg.) (2017): Phänomene des Performativen in der Lyrik. Fünf Fragen an … Martina Hefter, S. 273-275.

Interview Markus Röck mit Martina Hefter „Die spannende Frage, was echt ist“, in: Allgäuer Zeitung vom 01.03.2025, Allgäu-Kultur, S. 24.

Kehlmann, Daniel: Buchkritik Die Besten der Besten, in: Süddeutsche Zeitung vom 28.12.2024, S. 19.

Zierden, Josef: Martina Hefter. In: KLG Kritisches Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, Stand: 1. Januar 2022. 


Externe Links:

Literatur von Martina Hefter im BVB

Martina Hefter im Klett-Cotta Verlag

Verwandte Inhalte