Nico Rost

Der niederländische Schriftsteller Nico Rost, bekannt auch durch die Übersetzung von Alfred Döblin, Joseph Roth und Anna Seghers ins Niederländische, wurde am 21. Juni 1896 in Groningen geboren. Schon als Schüler fühlte er sich stark zur deutschen Literatur hingezogen. 1919 verließ er sein bürgerliches Elternhaus und ging nach Amsterdam, um Schriftsteller zu werden. 1923 übersiedelte Nico Rost nach Berlin, wo er als Korrespondent für verschiedene niederländische Zeitungen tätig war. Zu seinem Freundeskreis gehörten unter anderem Egon Erwin Kisch, Else Lasker-Schüler und Carl von Ossietzky, in dessen Weltbühne er publizierte. In den 1920er-Jahren unternahm er ausgedehnte Reisen in die UdSSR. Er begeisterte sich für die russische Avantgarde und nahm an der Beerdigung Lenins teil. 1927 trat er der Kommunistischen Partei Hollands bei. Im Februar 1933 wurde Rost in Berlin verhaftet und ins KZ Oranienburg gebracht. Man vermutete eine Verbindung zum Reichstagsbrandstifter Marinus van der Lubbe. Nach seiner Freilassung wurde er aus Deutschland ausgewiesen.

Er ging als Korrespondent des niederländischen Vorwärts nach Brüssel und verfasste in Niederländisch den Text Die Brauerei von Oranienburg. Ein Konzentrationslager im Dritten Reich, der als einer der ersten schriftlichen Berichte aus einem deutschen Konzentrationslager gilt. 1935 nahm er in Paris am Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur teil. Für eine Reportage über den Spanischen Bürgerkrieg fuhr Nico Rost 1937 nach Spanien. Er traf dort Ernst Busch und Alfred Kantorowicz wieder, die für die Internationalen Brigaden kämpften. Noch im selben Jahr nahm er an den Internationalen Schriftstellerkongressen in Madrid, Barcelona und Valencia teil und lernte Ernest Hemingway kennen. 1937 übersetzte er dessen Roman In einem anderen Land ins Niederländische.

Nach seiner Rückkehr aus Spanien erschien Nico Rosts Reportage über die Zerstörung der Stadt Guernica durch die deutsche Flugstaffel Condor. Bei Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien im Mai 1940 schloss sich Rost dem Widerstand an. Neben seiner Tätigkeit als V-Mann setzte er dabei vor allem auch auf den literarischen Widerstand. Am 6. Mai 1943 wurde Nico Rost wegen Zersetzung der Wehrkraft festgenommen. Nach qualvollen Wochen und Monaten im Wehrmachtsgefängnis Forest und im Gestapogefängnis in Scheveningen wurde er ins KZ Vught gebracht. Im Juni 1944 wurde er nach Dachau deportiert.

(Schoeller, Wilfried F. [2000]: Leben und Taten des Enthusiasten Nico Rost. In: Nico Rost: Goethe in Dachau. Verlag Volk & Welt, Berlin, S. 403-441)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl