Friedrich Nicolai über München

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Theatinerstraße, um 1930 (Münchner Stadtmuseum)

An verschiedenen offnen Kaufläden, die mit einem Wetterdache versehen sind, wird eine Art von Tisch herausgeklappt; der Käufer steht dann auf der Straße und empfängt da, was er verlangt ... Die Straßen sind, wie schon bemerkt, ziemlich breit, einige aber leidlich gera­de; doch überhaupt ist München so wenig wie Wien nach einem regelmäßigen Plane gebaut oder mit Plätzen und Märkten, die zur Zierde gereichen, versehen. Eine Menge Kirchen, düstere Klöster mit langen, unzierlichen Facciaten, hin und wieder ein Palast und viel solide gebaute, aber nicht zierliche Bürgerhäuser ist, was man am mei­sten sieht. Die Pflasterung ist ziemlich gut, und die Straßen rein. Es wird aber auch in München wenig gefah­ren. Wenn man von Wien kommt und des beständigen Schwirrens auf den Gassen gewohnt ist, so scheint München sehr tot. Die nächtliche Beleuchtung der Stra­ßen ist nur im Winter; die Laternen sind viereckig und sauber.

Friedrich Nicolai, Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz, 1781 (Zit. aus: Friedrich Nicolai: Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781. Nebst Bemerkungen über Gelehrsamkeit, Industrie, Religion und Sitten. Bd. 6. Berlin, Stettin 1785, S. 552f.)

 

Friedrich Nicolai (1733-1811), preußischer Schriftsteller, Verleger und Buchhändler; Aufenthalt in München: 1781

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek