Hollywood: Pacific Palisades

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Martha Feuchtwanger, Fotografie um 1970 (Bayerische Staatsbibliothek/Porträtsammlung).

Thomas Mann gilt in der amerikanischen Öffentlichkeit als Repräsentant der deutschsprachigen Emigranten. Der New Yorker nennt ihn gar „Goethe in Hollywood“. Sein Einfluss ist so groß, dass es ihm gemeinsam mit Bruno Frank gelingt, die deutschen Emigranten, anders als die Japaner, während des Krieges vor Internierung zu schützen. Einzig eine nächtliche Ausgangssperre wird über die Deutschen in den USA verhängt. 1942 bezieht Thomas Mann ein Haus in unmittelbarer Nachbarschaft zu Theodor W. Adorno, das ihm der Berliner Architekt Julius Ralph Davidson erbaut und der Innenarchitekt Paul Hudschinsky eingerichtet hat. Die Villa in Pacific Palisades, einem Stadtteil im Westen von Los Angeles, der für deutsche Exilanten als „Weimar unter Palmen“ eine ähnliche Bedeutung erhalten sollte wie einst Sanary-sur-Mer, wird zu einem der Treffpunkte der vertriebenen europäischen Kultur.

Thomas Mann ist im Exil äußerst produktiv. Er verfasst unter anderem die Romane Lotte in Weimar, Joseph und Doktor Faustus. 1952 kehrt Thomas Mann nach Europa zurück. Er lässt sich in der Schweiz nieder.

Ein weiterer Treffpunkt der Vertriebenen in Pacific Palisades wird die Villa Aurora von Martha und Lion Feuchtwanger. Als Weltbürger kann Feuchtwanger in den USA nicht nur Fuß fassen, sondern wendet sich auch thematisch bald seinem Gastland zu: „Ich möchte hier nicht mit leeren Händen stehen. Dies ist mein Geschenk an Amerika, mit dem ich anerkenne, was es für mich getan hat.“ (Lion Feuchtwanger, zit. nach: Jaretzky, Reinhold [1993]: Lion Feuchtanger. rororo Bildmonographien. Reinbek bei Hamburg, S. 109)

Obwohl er im Exil auch eine produktive Kraft erkennt, bleibt es für den Schriftsteller immer problematisch, vom Land seiner Sprache getrennt zu sein:

Die Sprache ändert sich von Jahr zu Jahr. In den zehn oder elf Jahren unseres Exils ist das Leben sehr schnell weitergegangen, es hat für tausend neue Erscheinungen tausend neue Worte und Klänge verlangt. Wir hören die neuen Worte für diese neuen Erscheinungen zuerst in der fremden Sprache. Immer und für alles haben wir den Klang der fremden Sprache im Ohre, ihre Zeichen dringen täglich, stündlich auf uns ein, sie knabbern an unserem eigenen Ausdrucksvermögen. [...] Die Wirkung unserer Werke [geht nicht aus] von der Fassung, in welcher wir sie geschrieben, sondern von einer Übersetzung. Der Widerhall, den wir hören, ist nicht der Widerhall des eigenen Worts. Denn auch die beste Übersetzung bleibt ein Fremdes.

(Lion Feuchtwanger: Centum Opuscula. Hg. von Wolfgang Berndt. Greifenverlag, Rudolfstadt 1956, S. 500-549)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl