Schauspielhaus Zürich

Das Schauspielhaus Zürich gilt heute als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Bühnen. Bis 1933 fristet es allerdings eher ein Schattendasein. Erst mit dem Eintreffen der zahlreichen Emigranten erlangt die Bühne Weltgeltung. Therese Giehse, Ifflandring-Träger Albert Bassermann, Ernst Ginsberg, der nach dem Krieg viele Jahre zum Ensemble des Münchener Residenz-Theaters gehört, oder auch Kurt Horwitz, der die Münchener Schauspiellandschaft prägt wie kaum ein zweiter, tragen unmittelbar dazu bei, dass das Zürcher Schauspielhaus zu der Emigrantenbühne schlechthin wird. Zahlreiche Stücke Bertolt Brechts erlebten hier an der letzten freien deutschsprachigen Bühne ihre Uraufführung, darunter, noch während des Krieges Mutter Courage und ihre Kinder (10. April 1941), Der gute Mensch von Sezuan (4. Februar 1943) und Leben des Galilei (9. September 1943). In Zürich traut man sich, Brechts beißende Kritik am Nationalsozialismus auf die Bühne zu bringen.

MUTTER COURAGE: „Die Polen hier in Polen hätten sich nicht einmischen sollen. Es ist richtig, unser König ist bei ihnen eingerückt mit Ross und Mann und Wagen, aber anstatt dass die Polen den Frieden aufrechterhalten haben, haben sie sich eingemischt in ihre eigenen Angelegenheiten und den König angegriffen, wie er gerad in aller Ruhe dahergezogen ist. So haben sie sich eines Friedensbruchs schuldig gemacht, und alles Blut kommt auf ihr Haupt.

(Bertolt Brecht: Mutter Courage und ihre Kinder. Edition Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1963, S. 35)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl