Aufruf zur Versöhnung

Nach Ende des Krieges gehörte Joseph Rovan trotz seines Schicksals zu den Stimmen, die um Versöhnung bemüht waren. Er wurde Herausgeber der Pariser Zeitschrift documents, die den deutsch-französischen Kulturaustauch publizistisch begleitete. Als Hochschullehrer mit einem Lehrstuhl für deutsche Geschichte und internationaler Politikberater mischte er sich ein und trat aktiv für die Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich ein. Er initiierte Jugendbegegnungen und trommelte als Publizist und Journalist für ein vereintes Europa:

Ich bewahre mir eine bewegende Erinnerung, ein wahres Gefühl der Zugehörigkeit zu meinem Geburtsland Bayern, und ich bin ein glücklicher „Bürger der Maronne“ geworden. Ich betrachte mich bereits als ein Bürger Europas; ich hoffe, dass es in immer stärkerem Maße werde sein können und dass meine Kinder es als ganz natürlich erachten, während für deren Kinder schon gar nichts anderes mehr vorstellbar sein wird. Denn nur Europa wird es uns ermöglichen, weiterhin Franzose (oder Deutscher oder Italiener oder Engländer) zu sein. Hier auf unserem Kontinent, hat zukünftig jeder Mensch zwei Vaterländer: das seine und Europa.

(Joseph Rovan: Erinnerungen eines Franzosen der einmal Deutscher war. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003, S. 527)

Seine Zeit in Dachau schilderte er erst 1989 in seinem Buch Geschichten aus Dachau.

Zwei Tage nach seinem 86. Geburtstag erlitt Joseph Rovan beim Baden im See einen Herzinfarkt. Er verstarb am 27. Juli 2004 in Saint-Christophe-les-Gorges. Der Joseph Rovan Preis für deutsch-französische Verständigung ist nach ihm benannt.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl