Münchner Hausfrau

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Anstehen um Lebensmittel, ca. 1914. Anstehen vor den Marktbuden auf dem Wiener Platz. Sign.: Pk-Erg-09-0135 (Münchner Stadtarchiv)

Die Münchner Hausfrau, Wochenschrift für Hauswirtschaft und Mode, Handarbeit und Unterhaltung  gehörte keinem Flügel der organisierten Frauenbewegung an, sondern war eine verbandsunabhängige Veröffentlichung. Sie erschien von 1911 bis 1933 und hatte in Bayern eine hohe Verbreitung. Die meisten Autorinnen schrieben anonym. Die Münchner Hausfrau propagierte ein traditionelles Frauenbild und verstand sich nicht als Theorieorgan, sondern als Frauenzeitschrift mit Anregungen für den konkreten Alltag der Frau. Bei Kriegsbeginn lobt sie den Opfermut der bayerischen Hausfrau:

Schlummernde Gefühle, nie geahnte Eigenschaften und nimmermüde Tatkraft haben sich entwickelt, haben angesichts des bedrängten Vaterlandes die schönsten Blüten in uns gezeigt. [...] Denn Opfermut, Mildtätigkeit und Patriotismus ist erwacht unter uns und hat uns Frauen stark und vollwertig gemacht.

(Münchner Hausfrau 3. Nr. 160, 1. November 1914.)

Das Lob der eigenen Bevölkerung ging einher mit chauvinistischen Aussagen über den Feind:

Seit dem Tage, da wir uns der deutschen Einheit bewusst wurden, seit wir an der Verlogenheit und heimtückischen Hinterlist unserer Feinde das deutsche Ideal der Anständigkeit und Redlichkeit und Rechtschaffenheit erkannten, seit diesem Tage ist ein Stolz in uns aufgestanden (…), der Stolz, deutsch zu sein. Und dieses große heilige Nationalgefühl, das die Schar niederträchtiger, neidvoller Feinde in uns zur Erweckung gebracht, dass wir uns Deutsche im tiefsten Innern freimachen, wird uns das sittliche, feste Selbstbewusstsein verleihen.

(Münchner Hausfrau 3. Nr. 159, 25. Oktober 1914.)

Die Münchner Hausfrau steigerte sich in ihren Nationalismus geradezu hinein: Plötzlich gab es undeutsche Mode, die wider den deutschen Geist war. Es folgten Aufrufe, nur deutsche Waren zu kaufen und auch die Sprache sollte den neuen deutschen Geist atmen. So wurde ernsthaft überlegt, den Englischen Garten in Deutschen Garten umzubenennen. Im Handarbeitsteil fanden sich nun Muster für Kaffeewärmer in Geschossform und Kriegsblusen. Dazu kamen Strickanleitungen für Liebesgaben für die Soldaten an der Front. Die drohende Lebensmittelknappheit wurde in der Münchner Hausfrau lange Zeit verharmlost. Als sie im sogenannten Dotschenwinter 1916/17 nicht mehr zu leugnen war, wurde das Hungern zur nationalen Pflicht erklärt.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl