Jugendzeitschriften

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Münchener Jungsturm-Regiment auf dem Oberwiesenfeld, 1915. Abmarsch nach der Besichtigung. Autor: Pettendorfer. Sign.: C 1915114 (Münchner Stadtarchiv)

Statt dem immer stärker um sich greifenden Bellizismus entgegenzutreten, ließen sich auch Jugendzeitschriften bereitwillig vor den Karren der Kriegspropaganda spannen. Ihre noch um die Jahrhundertwende in Teilen vorhandene Opposition gegen den Militarismus schwächte sich bereits vor Beginn des Krieges ab und kam nun ganz zum Erliegen. Am 23. August 1914 war im Leitartikel der vom Ullstein Verlag herausgegebenen Kinderzeitung Das Blatt der Kinder, einer Beilage zum Blatt der Hausfrau, zu lesen:

Viele von euch Knaben haben es vielleicht bedauert, nicht schon so groß zu sein, um in den Krieg ziehen zu können. Und manches Mädchen mag in diesen Tagen die Knaben beneiden, die - einen Säbel umgeschnallt und einen Helm auf dem Kopf, wenigstens Krieg spielen können...

(Das Blatt der Kinder. Beilage zum Blatt der Hausfrau, Ullstein Verlag, Berlin August 1914, S. 1.)

Besondere Verdienste im Kampf um die Kriegstauglichkeit der bayerischen Jugend erwarb sich die vom bayerischen Volksschullehrerverein herausgegebene Schülerzeitung Jugendlust. Sie gilt als älteste Jugendzeitschrift der Welt. Mit ihren Texten, die vorwiegend von Lehrerinnen und Lehrern verfasst wurden, wollte die 1875 gegründete Zeitschrift moralisch-missionarisch „den Kampf gegen Kitsch, Schund und Schmutz auf nehmen.“ Während des Ersten Weltkrieges wurden hier in Gedichten, Bildern und Kurzgeschichten unter dem Deckmäntelchen von Religiosität und Heimatliebe auf besonders perfide Art und Weise die Gräuel des Krieges glorifiziert.

(Lukasch, Peter [2012]: Der muss haben ein Gewehr: Krieg, Militarismus und patriotische Erziehung in Kindermedien vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Books on Demand.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl