Marianne und Max Weber

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Marianne Weber, Gemälde von Marie David (1874-1905), 1896

Else von Richthofen ist mit Max und Marianne Weber seit 1895 eng befreundet. Weber ist der Pate ihres Sohns Peter. Nachdem Elses Beziehung mit Alfred zum Bruch geführt hat, führt erst die gemeinsame Trauer um den Verlust des kleinen Peters Max und Else wieder zusammen. Während Max Webers Zeit an der Universität München wird aus der Freundschaft um 1919 herum eine intime Beziehung. Weber, der in seiner Ehe keine sexuelle Erfüllung erfährt, kann mit Else seine lange verdrängten masochistischen Neigungen ausleben.

Obwohl Marianne Weber um die Zuneigung ihres Mannes zu Else weiß, duldet sie das Verhältnis. Als eine der führenden Theoretikerinnen der deutschen Frauenbewegung verwirklicht sie ihre Forderung, die patriarchale Ehe in eine Kameradschaftsehe zu überführen, in ihrer eigenen Ehe. Zudem ist Else ihr mehr als nur eine x-beliebige Freundin, wie sie in ihren unveröffentlichten Erinnerungen schreibt: „Unsere Beziehung war immer von sehr zarter und keuscher Beschaffenheit; es war viel Zurückhaltung darin – sie liebte das Zärtlichsein nicht, und ich nötigte ihr niemals auch nur einen Kuss auf.“ (Marianne Weber Erinnerungsfragment. In: Christa Krüger: Max & Marianne Weber. Tag- und Nachtansichten einer Ehe. Pendo, Zürich und München 2001, S. 86.)

Als Max Weber 1920 schwer erkrankt, pflegen beide Frauen ihn bis zu seinem Tod am 14. Juni 1920. Auch nachdem Marianne Weber 1921 nach Heidelberg zurückkehrt, bleiben die Frauen in Verbindung. Bis zu ihrem Tod 1954 tritt Marianne Weber nicht nur als Biografin und Herausgeberin der Schriften ihres Mannes in Erscheinung, sondern auch als Gastgeberin der Salongesellschaft Geister-Tee, zu der alle zwei Wochen rund 70 Personen in Heidelberg zu Vorträgen und Diskussionen zusammenkommen.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl