Lehrjahre eines Räubers

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Furth im Wald und Umgebung

1832 begann Michael Heigl seine Lehre als Schlosser in Furth im Wald. Er musste hart arbeiten und die Frau des Meisters schikanierte ihn wo sie nur konnte. Erst nach eineinhalb Jahren wurde ihm zum ersten Mal gestattet ein paar Tage freizunehmen, um seine Familie in Beckendorf zu besuchen. Zwei Tage dauerte der Fußmarsch durch den hüfthohen Schnee.

Auf seinem Weg von Furth her war er an so manchem großen Hof, aber ungleich mehr ärmlichen Keuchen vorbeigekommen. Auch sonst hatte er längst begriffen, was von dem angeblich so gerechten Herrgott, wie ihn die Priester predigten, zu halten war. Den Herausgefressenen gab er noch zusätzlich, während die Kleinen, die Racker, unter seiner göttlichen Herrschaft verrecken konnten. So ist das im Leben dachte Michael, als er auf die Mutter blickte und der Grimm ihm die Kehle zuschnürte.

(Manfred Böckl: Räuber Heigl. Der Höhlenmensch vom Kaitersberg. Historischer Roman. Buch & Kunstverlag Oberpfalz, Amberg 1998, S. 64)

Armut, Hunger, Ungerechtigkeit und Vorurteile waren der Erfahrungsschatz aus dem Michael Heigl schöpfen konnte. Das Erlebte wurde zum Nährboden für ein ländliches Widerstandspotential, das sich aus einer Bevölkerungsschicht rekrutiert, die für die Herrschenden nichts anderes als Gesindel war. Doch weil diese umhergestoßenen Menschen letztlich nichts zu verlieren hatten, war es nur eine Frage der Zeit, bis Einzelne sich auflehnten.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl

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