Nachruhm

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Leben und Ende des berüchtigten Anführers einer Wildschützenbande, Mathias Klostermayrs, oder des sogenannten Bayerischen Hiesels. Die "Radbrechmaschine", Kupfertafel.

Bereits 1772 erschien die erste Biographie über den Bayrischen Hiasl, allerdings anonym. Zwanzig Jahre später erhielt der Schriftsteller Ludwig Tieck den Auftrag diese anonyme Hiasl-Biographie umzuschreiben. Dies zeigt deutlich, wie ungebrochen das Interesse am Leben und Wirken des bayerischen Rebellen war. Mehr als 200 Jahre nach der Erstveröffentlichung brachte der Insel Verlag 2005 Tiecks Werk noch einmal heraus.

Hiesl ward also Wilddieb aus Grundsätzen und ward Verbrecher nur durch die Einrichtung des Staates; Untätigkeit und Trägheit, die so oft Gauner und Diebe erzeugten, waren gewiß nicht Schuld an der Wahl dieses Geschäfts. Wie sehr nimmt es nicht für ihn ein und wie nützlich hätte diese Tätigkeit, dieses mutwillige Aufsuchungen von Gefahren, diese trotzige Verachtung von Strapazen nicht werden können.

Warum wurden sie es aber nicht? Die Umstände, die Vorsehung 

(Ludwig Tieck: Mathias Klostermayr oder der Bayersche Hiesel. Insel Verlag. Frankfurt am Main/Leipzig 2005, S. 12)

Allerdings trieb Ludwig Tieck es in seiner Heldenverehrung nicht so weit, wie der Leser dies nun glauben mag:

Das wird der Leser aber dem Verfasser lassen müssen, dass der Stein, der ihm vom Herzen fällt, indem er dieses Werk schließt, unendlich schwerer, und folglich die Wonne, in los zu werden, unendlich gewesen ist. Denn, im engsten Vertrauen gesagt, es ist ihm sauer geworden, diesen Kerl als einen Helden in seinem Fache darzustellen, wie es die Pflicht jedes Biographen ist.

Warum?

Weil er nichts mehr und nichts weniger war, als ein Spitzbube.

(Ludwig Tieck: Mathias Klostermayr, oder der Bayersche Hiesel. Insel Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 2005, S. 160)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl

Sekundärliteratur:

Wolf, Klaus (2017): Matthias (Matthäus) Klostermayr – der ›Bayerische Hiasl‹ (1736-1771). Räuber, Wilderer und ein Phänomen der Literaturgeschichte (Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, 19).