Der Schmied von Kochel

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Erstürmung des Roten Turmes zu München durch den Schmied von Kochel am Weihnachtsmorgen 1705, Gemälde von Franz von Defregger 1881.

Der Schmied von Kochel ist die berühmteste Figur des Bayerischen Aufstands von 1705 und doch nur eine Sagenfigur. Gleichwohl wird er als Volksheld verehrt, gilt den Oberbayern als Freiheitsheld wie den Schweizern Wilhelm Tell und den Tirolern Andreas Hofer. Seine Größe und Stärke sollen seinem Mut in nichts nachgestanden haben. Der Legende nach, hatte er als einfacher Soldat während der Türkenkriege einzig mit einer Stange bewaffnet das Stadttor von Belgrad durchbrochen. Während des Bauernaufstandes soll der beinahe 70-jährige einer der Anführer gewesen sein. Bewaffnet mit einer über einem Zentner schweren, mit Nägeln gespickten Keule habe er in vorderster Reihe tapfer gegen die Angreifer gekämpft. Beim Massaker in der Sendlinger Pfarrkirche sei er als letzter Mann nach heroischem Kampf gefallen.

An der Isarbrucken hat der Schmied allein neunzehn Österreicher über den Haufen geschlagen. Dann haben die von der Au mit ihren Äxten an das Tor vom Roten Turm geklopft. Aber dem Schmied hat das zu lang gedauert und  wie selbigsmal in Belgrad  hat er mit seinem Prügel die dicken Türen eingesprengt. Da sind die Tölzer Schützen im Roten Turm gewesen, aber noch lang nicht in der Stadt. Wie sie dann auch von hinten angefallen worden sind, haben die Bauern auf Sendling zurückmüssen. Da haben sie aus lauter Wägen eine Schanz gerichtet, hinter Häusern und Zäunen haben sie gefochten, Mann gegen Mann, und die Mauer des Freithofs hat ihnen noch eine Brustwehr abgeben müssen. Stundenlang haben sie sich gewehrt, bis der Schmied von Kochel grad noch seine zwei Buben und 37 Bauern um sich gehabt hat. Einer um den andern ist in den Schnee gefallen und nicht mehr aufgestanden. Zuletzt hat er auch seine zwei Buben sterben sehen, aber er hat keine Zeit gehabt, daß er sich um sie angenommen hätte. Haufenweis sind die Feinde gegen ihn an, aber er hat keinen herangelassen an die weißblaue Fahn mit dem Bild der Himmelsmutter, bis ihn so ein gelbgesichtiger Pandur von hinten erschossen hat.

(Willibald Schmidt: Sagen aus dem Isarwinkel. Bad Tölz 1936, http://www.sagen.at/texte/sagen/deutschland/bayern/isarwinkel/schmiedvonkochel.html)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl