Riesenrad (1946-1980)

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Kleines Riesenrad auf dem Oktoberfest um 1900. Foto: Pettendorfer, Fotosammlung, Pett3_0002 (Stadtarchiv München)

Seit 1880 können die Besucher des Oktoberfests von einer Gondel aus, damals noch aus 12 Metern Höhe, über den Köpfen der anderen das Festtreiben beobachten. Heute schweben auf dem von 35000 Glühbirnen beleuchteten großen Riesenrad 32 Gondeln in einer Höhe von 48 Metern über der Theresienwiese.

AUSRUFER: Einsteigen! – Einsteigen! –, in das Riesenradkarussel, – eine amüsante Fahrt für Jung und Alt.
ER: Barbara, da fahr'n mer auch, – dös gibt a Gaudi.
SIE: Wenn's ma aber schlecht werd'?
ER: A – warum soll's dir denn schlecht wern? Dös Karussel fahrt ja nur im Kreise rum, – in der Strassenbahn wird dir ja a nicht schlecht.
SIE: Ja in der Strassenbahn! – D'Strassenbahn fahrt ja net im Kreis rum.
ER: Freili! d'Ringlinie, fahrt doch auch im Kreis rum.
SIE: Ja aber net in d'Höh nauf
ER: D'Ringlinie net – aber d'Neunzehner fahrt in d'Höh nauf – in d'Schwanthaler Höh
SIE: Na, – i moan ja ind Luft nauf so wia dös Karussel da.
ER: Dös kannst auch von der Strassenbahn nit verlanga, – die braucht se net no in der Luft a no rumdrahn – do werdz eahm schon schlecht, bevor s'kimmt, wennst a hoalbe Stund an der Haltestelle drauf warten musst.

Karl Valentin: Riesenrad-Karussel, 1946. In: Gerhard Pallmann (Hg.): Karl Valentins Panoptikum. Neun Stehgreifkomödien. Piper Verlag, München 1952

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek